11.05.2007

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Von Pascal Beucker
Finanzminister Helmut Linssen will den dubiosen Privatagenten Werner Mauss nicht bevorzugt haben.

In der Affäre um die Steuerprobleme des Privatermittlers Werner Mauss hat NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) Vorwürfe einer Sonderbehandlung des skandalumwitterten Agenten zurückgewiesen. "Es gibt keine Bevorzugung", sagte Linssen gestern vor dem Haushaltsausschuss des Düsseldorfer Landtags. Dass Wolfgang Bosbach, Unions-Fraktionsvize im Bundestag, bei ihm telefonisch zugunsten von Mauss interveniert habe, bezeichnete er als "ganz normal".

Der Vorgang sei wie jede Eingabe an das Finanzministerium auf dem Dienstweg behandelt worden. Er habe mehrmals die Woche solche Fälle: "Mit mir telefonieren viele." Mauss persönlich "war und ist mir nicht bekannt", bekundete der Minister. Als sein Parteifreund ihn auf Mauss angesprochen hätte, habe er erst einmal verwundert reagiert: "Mauss? Ist das der Agent?"

Offenbar zwecks Verhinderung einer vom Essener Finanzamt angeordneten Betriebsprüfung hatte sich Mauss Anfang des Jahres an Bosbach gewandt. Angeblich befürchtete der "Mann für heikle Missionen", dass durch die Prüfung sensibles Material an die Öffentlichkeit gelangen könnte - was den Abgeordneten aus Bergisch-Gladbach derart beeindruckte, dass sich Bosbach kurz darauf bei Linssen meldete. Der verwies ihn an den Leiter der Steuerabteilung. Das sei das übliche Verfahren, so Linssen. Ob die angekündigte Betriebsprüfung inzwischen stattgefunden hat, darüber wollte er mit Verweis auf das Steuergeheimnis keine Auskunft geben.

Bei SPD und Grünen blieben die Zweifel. Es sei wenig überzeugend, wenn sich Linssen als "eine Art Call-Center in Steuerfragen" für Jedermann beschreibe, kritisierte SPD-Fraktionsvize Gisela Walsken. Der Grüne Rüdiger Sagel sprach von "Steuerkungel".


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