05.08.2008

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NRZ

*   Ein Paradies für kleine Ingenieure
Von Pascal Beucker 

Für viel Geld entsteht in Köln das „Odysseum” – ein Erlebniszentrum, das für Wissenschaft und Technik begeistern soll.

Die Bauarbeiten auf dem früheren Gelände der Chemischen Fabrik Kalk laufen auf Hochtouren. Der Rohbau im rechtsrheinischen Teil wächst und wächst: Hier entsteht das „Odysseum” – ein ambitioniertes Wissenschaftserlebniszentrum für junge Leute. In wenigen Tagen soll Richtfest sein. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Andreas Henseler, der Geschäftsführer der SK-Stiftung CSC-Cologne Science Center. Die Stiftung ist Eigentümer und Bauherr des „Odysseums”. Im April 2009 soll es seine Türen öffnen.

„Hier kann dein Wissen was erleben.” Mit diesem Slogan werben die Macher des 30,5-Millionen-Euro-Projektes für ihr „interaktives Erlebnishaus für die ganze Familie”. 200 Stationen sollen die Besucher auf eine Forschungsreise von den Anfängen der Menschheit über die Gegenwart bis in die Zukunft mitnehmen. „Wir sind kein Museum, hier darfst du alles ausprobieren”, betont Henseler, Kölns ehemaliger Schuldezernent. „Wir wollen auch einen Bildungsauftrag erfüllen“, ergänzt Thomas Puy-Brill von der Betreibergesellschaft. Hauptziel sei es, „Kinder und Jugendliche für den wissenschaftlichen und technischen Bereich zu begeistern”. Schließlich gebe es in Deutschland einen großen Mangel an qualifizierten Ingenieuren.

Spielen und Lernen – beides soll in den vier Themenwelten des „Odysseums” und dem Kinderbereich „Explorado” möglich sein: Am Flipper werden nicht Punkte, sondern Gene gesammelt, Animationen machen Dinosaurier wieder lebendig, und von der virtuellen Kommandobrücke können die Besucher ein Schiff in Zukunftswelten lenken. Ein historischer Elektromotor, über einen Riemenantrieb mit einem alten Viertakt-Ottomotor verbunden, soll veranschaulichen, wie zu früheren Zeiten Strom erzeugt worden ist. Roboter mit eigener Mimik

Vor allem aber soll „Eddie“ die Herzen der Besucher erobern: Der von der TU München entwickelte Roboter kann mit eigener Mimik auf die Gesichtsausdrücke der Besucher reagieren. Im „Explorado“ können sich Kinder außerdem als Automechaniker, Bauarbeiter oder Filmregisseure versuchen. Mit seinem Konzept versteht sich das Kölner „Odysseum“ als Weiterentwicklung der aus den USA stammenden Science Center. Die Idee: Wissenschaft erlebbar machen. 1969 gründete der Physiker Frank Oppenheimer mit dem „Exploratorium“ in San Francisco das erste dieser Art. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 400 Science Center – aber bis dato nur eines in NRW. Mit 130 Experimentierstationen auf 2000 Quadratmetern lockt die „Phänomenta” in Lüdenscheid Jahr für Jahr 65 000 Besucher an.

Die Dimensionen in der Domstadt sollen andere sein: Das „Odysseum” ist mit 5500 Quadratmetern fast dreimal so groß – und braucht jährlich mindestens 360 000 zahlende Gäste, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. So schauen die Kölner denn auch nicht nach Lüdenscheid, sondern gen Norden. „Das Universum in Bremen und das Wolfsburger phæno sind unsere Vorbilder“, sagt Henseler. Beide kommen auf Besucherzahlen zwischen 400 000 und 500 000 im Jahr. Eine solche Anziehungskraft hält der CSC-Geschäftsführer auch für Köln für realistisch. Der Eintritt soll bei um die zehn Euro liegen. Henseler ist zuversichtlich: „Verluste wird es nicht geben.“


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