03.04.2008

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taz

* Drahtesel kosten künftig mehr
Von Pascal Beucker 

Branchenverband zieht Bilanz: Der Import von Fahrrädern in die Bundesrepublik boomt. Die deutsche Produktion sinkt - und alles wird teurer. Die Konsumenten werden im Durchschnitt 10 Prozent mehr bezahlen müssen.

Der Fahrradkauf wird teurer. Wer sich einen neuen Drahtesel zulegen will, sollte damit nicht zu lange warten. Das ist die Botschaft, die der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) am Mittwoch in Köln überbrachte. Es sei in diesem Jahr mit einer Preissteigerung von mindestens 10 Prozent zu rechnen, sagte ZIV-Geschäftsführer Rolf Lemberg. Schuld daran seien vor allem höhere Material- und Energiekosten, so Lemberg. Für den Verbraucher würde sich dies "jedoch aus marktpolitischen Gründen erst im weiteren Verlauf des Jahres spürbar bemerkbar machen.

Laut dem Branchenverband legte der Umsatz der deutschen Fahrradindustrie 2007 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 9 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. Die Zahl der verkauften Räder lag bei 4,4 Millionen, ein Plus von 4 Prozent. Der Durchschnittspreis eines Rads betrug 368 Euro, eine Verteuerung gegenüber dem Vorjahr um 20 Euro.

Die deutsche Produktion sank um 3,6 Prozent auf 2,4 Millionen Stück. Damit wurden 2007 erstmalig weniger Fahrräder in Deutschland produziert als aus dem Ausland importiert. Als Ursachen nannte Lemberg Insolvenzen sowie die Verlagerung einiger Produktionsstätten ins Ausland. Gleichwohl zeigte sich der ZIV-Geschäftsführer zuversichtlich: "Wir glauben, wir sind hier am Bodensatz angelangt." Derzeit gebe es in Deutschland noch etwa 35 Fahrradhersteller "mit gewisser Bedeutung", einschließlich der Komponentenindustrie beschäftige die Branche etwa 9.000 Mitarbeiter.

Der Import legte um 13 Prozent auf 2,8 Millionen zu. Stärkstes Importland ist nach wie vor Taiwan mit 425.000 Rädern, gefolgt von Polen mit 350.000 Stück. An dritter Stelle liegt Thailand, das sich von 83.000 auf 310.000 steigerte. Offenkundig profitierte das Land von der Einführung eines Anti-Dumping-Zolls von 30,5 Prozent auf vietnamesische Räder.

Vietnam hingegen bescherte der Zoll einen dramatischen Einbruch auf dem deutschen Markt: Wurden 2006 noch rund 187.000 Drahtesel aus dem südostasiatischen Land eingeführt, waren es im vergangenen Jahr nur noch ganze 2.000. China hingegen scheint nicht einmal ein Anti-Dumping-Zoll von 48,5 Prozent etwas anhaben zu können. Rund 156.000 Fahrräder kamen 2007 aus dem Reich der Mitte - womit die Vorjahreszahl fast verdoppelt wurde. Das sei "ein Volumen, das nicht mehr nachvollziehbar ist", sagte Lemberg. Die Importe aus China müssten "kritisch beobachtet werden".


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