01.07.2008 |
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KOMMENTAR: Worte der Besonnenheit |
Von Pascal Beucker |
Der Zentralrat der Juden stellt sich hinter Faruk Sen. Mit seiner Intervention zugunsten Faruk Sens sorgt der Zentralrat der Juden in Deutschland für ein dringend notwendiges Wort der Besonnenheit in einer absonderlichen Debatte. Sie ist als ein Appell zu verstehen, zu einem sachlichen und menschlichen Umgang mit dem Noch-Direktor des Zentrums für Türkeistudien zurückzukehren. Auch wenn es Sen nicht viel nützen dürfte. Sen hat sich mit den Jahren viele Feinde gemacht. Den einen ist der 60-jährige Professor ein Dorn im Auge, weil er immer wieder die Diskriminierung türkischstämmiger Menschen in der Bundesrepublik angeprangert hat. Andere beklagen die vermeintlich fehlende Wissenschaftlichkeit seines Instituts. Manche stören sich an seinem Geltungsdrang und dem bisweilen patriarchalen Gehabe des "Fürsten Faruk". Den muslimischen Verbänden ist er als Stimme der säkularen Türken, den kurdischen Verbänden als Kemalist verhasst. Und seine Parteifreunde nehmen es ihm bis heute übel, dass das SPD-Mitglied bei der OB-Wahl 2004 in Gelsenkirchen einen Aufruf zugunsten des CDU-Kandidaten unterschrieb. Diese Gemengelage erklärt, warum sich so manch gehässiger Ton in die Berichterstattung um Sen mischt. Geradezu krampfhaft haben
seine Gegner nach einem Anlass gesucht, um Sen loszuwerden. Es
besteht kein Zweifel: Sein Vergleich der heutigen Situation der
Türken in Europa mit dem Schicksal der europäischen Juden ist nicht
hinzunehmen, weil er eine Verharmlosung der Judenverfolgung
beinhaltet. Ihn dafür scharf zu kritisieren, ist notwendig. Doch
darum geht es denjenigen nicht, die jetzt so eifrig an seinem
Rausschmiss arbeiten. Sonst würden sie berücksichtigen, in welchem
Kontext Sen seinen völlig missratenen Vergleich zog: Er wollte in
der Türkei dazu aufrufen, Partei zu ergreifen für antisemitischen
Angriffen ausgesetzte Juden am Bosporus - und übrigens auch für
armenisch- und griechischstämmige Türken. Er hat Gutes gewollt, aber
Schlechtes gemacht. Ihn zu bezichtigen, er habe dem
deutsch-türkischen Verhältnis und der Integrationspolitik schwer
geschadet, ist jedoch unredlich |
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