15.08.2008

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taz

* Wissenschaft als Abenteuer
Von Pascal Beucker

Mit dem Slogan "Hier kann dein Wissen was erleben" will das Kölner Science Center "Odysseum" vor allem Jugendliche und Kinder an Wissenschaft und Forschung heranführen. Im April nächsten Jahres wird das Wissenschaftserlebniszentrum eröffnet.

Die Bauarbeiten auf dem früheren Gelände der Chemischen Fabrik Kalk im rechtsrheinischen Teil Kölns laufen auf Hochtouren. Behelmte Bauarbeiter lassen den Rohbau weiter wachsen und wachsen: Hier entsteht das "Odysseum", Deutschlands erstes Science Adventure. Freitag dieser Woche soll Richtfest sein. "Wir sind voll im Zeitplan", sagt Andreas Henseler, der Geschäftsführer der SK-Stiftung CSC-Cologne Science Center. Die Stiftung ist Eigentümer und Bauherr des Odysseums. Im April nächsten Jahres soll das Wissenschaftserlebniszentrum offiziell eröffnet werden.

"Hier kann dein Wissen was erleben." So lautet der Werbespruch für das 30,5-Millionen-Euro-Projekt. Rund 200 Erlebnisstationen sollen die Besucher auf eine Forschungsreise von den Anfängen der Menschheit über die Gegenwart bis in die Zukunft mitnehmen. "Wir sind kein Museum", betont Henseler. "Hier darfst du alles anfassen, du kannst alles ausprobieren, das ist der Unterschied", erklärt der ehemalige Kölner Schuldezernent.

Zielgruppen seien in der Hauptsache Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus wende sich das Odysseum an Familien, biete aber auch für ältere Menschen Angebote.

"Wir schicken die Besucher auf eine spannende und interaktive Forschungsreise", verspricht Thomas Puy-Brill von der Betreibergesellschaft SMG Science Center Services. Das Ziel sei, Wissenschaft populär und trotzdem wissenschaftlich korrekt darzustellen. Insbesondere für Schulklassen solle das Odysseum als "außerschulischer Lernort" attraktiv sein. Ein Hauptziel sei es, "Kinder und Jugendliche auf erlebnisorientierte Weise für den wissenschaftlichen und technischen Bereich zu begeistern".

Die Exponate, die das Odysseum in vier Themenwelten sowie dem Kinderbereich "Explorado" präsentieren will, reichen von einem Flipper, bei dem nicht Punkte, sondern Gene gesammelt werden, bis zur virtuellen Kommandobrücke, auf der man ein Schiff in mögliche Zukunftswelten lenkt.

Bereits im Foyer wird die Besucher ein foucaultsches Pendel erwarten. Als Zugpferd soll neben einer animierten Dinosaurier-Schau vor allem "Eddie" dienen. Der von der TU München entwickelte Roboter kann mit eigener Mimik auf den jeweiligen Gesichtsausdruck der Besucher reagieren.

Das Odysseum basiert auf einer Initiative der damaligen Stadtsparkasse Köln, der heutigen Sparkasse Köln-Bonn. 2001 gründete das Kreditinstitut die SK-Stiftung CSC. Im März 2007 wurde der Grundstein für das ehrgeizige Projekt in Köln-Kalk gelegt. Mit rund 15 Millionen Euro finanziert die Stiftung den Bau des Gebäudes, das von dem renommierten Architekten Kaspar Kraemer entworfen wurde. Eine Besonderheit an Kraemers Entwurf: Ausstellung, Gastronomie und Veranstaltungsorte liegen auf einer Ebene. Somit werden alle Bereiche des Odysseums für jedermann barrierefrei zugänglich sein.

Zur Finanzierung der Inneneinrichtung und der Exponate stellen das Land Nordrhein-Westfalen 12,5 Millionen Euro und der Bund 3 Millionen Euro bereit. Mit seinem Science-Adventure-Konzept versteht sich das Kölner Odysseum als eine Weiterentwicklung der aus den USA stammenden Idee der Science Center, deren Ziel es ist, Wissenschaft erlebbar zu machen.

1969 gründete der Physiker Frank Oppenheimer mit dem "Exploratorium" in San Francisco das erste dieser Art. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 400 Science Center. In den 1980er-Jahren entstanden auch in Europa die ersten, darunter das 1982 eröffnete Berliner "Spectrum".

In Nordrhein-Westfalen dauerte es allerdings noch bis zum September 1996, bis das bisher einzige Science Center im Land seine Türen öffnete: Auf einer Fläche von 2.000 Quadratmeter bietet die "Phänomenta" in Lüdenscheid ihren rund 65.000 Besuchern im Jahr 130 Experimentierstationen.

Das Odysseum umfasst demgegenüber 5.500 Quadratmeter Experimentierfläche - und benötigt jährlich 360.000 Besucher, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. So schauen die Kölner denn auch nicht nach Lüdenscheid, sondern weiter nördlich. "Das ,Universum' in Bremen und das Wolfsburger ,phæno' sind unsere Vorbilder", sagt Henseler. Die beiden norddeutschen Science Center, die auch in der Fläche in etwa die Größenordnung des Odysseums haben, kommen auf Besucherzahlen zwischen 400.000 und 500.000 im Jahr.

Eine solche Anziehungskraft hält der CSC-Geschäftsführer auch für Köln nicht für unrealistisch. "Wir werden eine Ausstrahlung haben bis nach Belgien und den Niederlanden", sagt er. "Verluste wird es nicht geben", ist Henseler zuversichtlich.


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