21.08.2008

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* Jürgen Roters: Der Düsseldorfer, der nach Köln strebt
Von Pascal Beucker

Die Spitze konnte sich Fritz Schramma nicht verkneifen: "Wenn ich richtig informiert bin, wohnt und lebt Jürgen Roters in Düsseldorf", ätzte Kölns OB über den SPD-Mann, der ihm seinen Posten abjagen will. Noch gilt der seit acht Jahren amtierende Schramma als Favorit. Aber er weiß: Nachdem sich SPD und Grüne auf Roters als gemeinsamen Kandidaten einigten, dürfte es 2009 ein verdammt knappes Rennen werden - obwohl der 59-Jährige zum Grausen von kölschen Lokalpatrioten seinen Lebensmittelpunkt in der Landeshauptstadt verortet.

Anfang der Woche votierten neben einem SPD-Parteitag auch die traditionell starken Kölner Grünen für den Sozialdemokraten - mit beachtlichen 89,5 Prozent. Dabei fiel ihnen die Entscheidung, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen, schwer. Doch die von Schwarz-Gelb beschlossene Abschaffung der OB-Stichwahl machte es nötig: "Wenn wir Schramma weghaben wollen, können wir das nur mit einem gemeinsamen Kandidaten schaffen", erklärte Grünen-Kreischefin Kerstin Ciba den Verzicht.

Trotz seines Faibles für die Altbierstadt ist Roters in der Domstadt kein Unbekannter. So manchen ist der passionierte Marathonläufer noch als Kölner Regierungspräsident in guter Erinnerung. Beispielsweise durch seine trotz Gegenwinds vollzogene Ehrung der Edelweißpiraten und der "Ehrenfelder Gruppe" als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime: "Es liegt mir am Herzen, dass gerade diese proletarisch geprägte Gruppe, die sich nie durch große Worte in Szene gesetzt hat, die Anerkennung erfährt, die ihr gebührt", sagte Roters damals der taz. Ab Ende 1999 folgte er dem legendären Franz-Josef Antwerpes im Regierungspräsidium - bis Schwarz-Gelb ihn nach der Landtagswahl 2005 aufgrund seines nunmehr falschen Parteibuchs in den einstweiligen Ruhestand versetzte.

SPD-Mitglied ist der 1949 in Coesfeld geborene Roters seit 1967. 1988 holte der damalige NRW-Innenminister Herbert Schnoor den Juristen als Büroleiter nach Düsseldorf. Sechs Jahre später ernannte Schnoor ihn zum Kölner Polizeipräsidenten - in der Domstadt ein Sprungbrett für eine politische Karriere: Sein Nachfolger Winrich Granitzka ist heute Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion. Noch 2000 lehnte Roters es aus familiären Gründen ab, gegen CDU-Mann Schramma zu kandidieren. Jetzt will er's wissen. "Welche Stadt in Deutschland kann schon sagen, einen ehemaligen Polizeipräsidenten und Regierungspräsidenten als Kandidaten präsentieren zu können, der seine Aufgabe nach Einschätzung vieler Beteiligter sehr ordentlich bewerkstelligt hat", gibt sich Roters selbstbewusst.


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