27.10.2008

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taz

* Drama in der Manege
Von Pascal Beucker

Bei dem Einsturz einer Zirkustribüne sind 16 Menschen verletzt worden. Die Unfallursache ist noch unklar.

Es sollte der Höhepunkt einer spannenden und erlebnisreichen Projektwoche sein. Vor 280 Zuschauern wollten die Fünft- und Sechstklässler der Realschule Kastanienallee in Velbert in einer Abschlussvorstellung zeigen, was für Kunststücke sie im Circus Lollipop gelernt hatten. Doch dann kam alles anders. Gerade hatte Zirkusdirektor Robby Ortmann das Programm eröffnet, da nahm die Katastrophe ihren Anfang.

Wie es zu dem verheerenden Unfall kommen konnte, bei dem 16 Menschen verletzt wurden, steht bislang noch nicht fest. Doch der Ablauf lässt sich rekonstruieren: Unmittelbar nach Beginn der Vorstellung kippte zunächst eine auf der obersten Reihe sitzende Zuschauerin rückwärts nach hinten in die Zeltplane des Rundbaus. Wie sie später erklärte, habe sich ihre Sitzfläche plötzlich gedreht. Offenbar hatte die sich aus der Verankerung gelöst. Kaum waren Helfer zu der hinter der Tribüne am Boden liegenden Frau geeilt, stürzte die gesamte halbrunde Unglückstribüne "wie eine Reihe umstürzender Dominosteine" seitlich zusammen.

Beim Zusammenbruch des 1,80 Meter hohen Gerüstes wurden 100 Kinder und Erwachsene mitgerissen, fielen auf- und übereinander. "Glück im Unglück war, dass sich zum Zeitpunkt des Vorfalls auch Angehörige der Velberter Feuerwehr als private Zuschauer im Zelt befanden und sofort Erste-Hilfe- und Rettungsmaßnahmen einleiteten", berichtete die Polizei. Die Bilanz: 16 Verletzte, darunter fünf Kinder und Jugendliche. Elf Besucher mussten mit Prellungen und Knochenbrüchen in umliegende Krankenhäuser gebracht werden.

Seit über 16 Jahren schlägt der Wanderzirkus Lollipop seine Zelte auf Pausenhöfen und Schulwiesen in der ganzen Bundesrepublik auf. "Nie ist was passiert", betont Zirkusdirektor Ortmann. "Und jetzt das." Er weiß, dass der Unfall für seinen kleinen Familienbetrieb existenzbedrohend sein kann. Er ist fassungslos und hat keine Erklärung dafür, warum das Stahlgerüst mit den darauf montierten Holzbänken einstürzte. Fest steht, dass der ordnungsgemäße Zustand und Aufbau des Zirkuszelts von der städtischen Ordnungsbehörde geprüft und bestätigt wurde. Zwei Vorstellungen am Donnerstag und Freitag hatten bereits ohne Zwischenfälle stattgefunden. Über die mögliche Unfallursache könnten derzeit noch keine konkreteren Angaben gemacht werden, heißt von der zuständigen Kreispolizeibehörde Mettmann.


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