Vom Mittagessen bis zur Urlaubsausrüstung:
Eine Messe in Köln zeigt, was man heute alles aus dem Automaten
ziehen kann.Köln. Ob
Bücher, DVDs, Grabkerzen, Jeans oder auch diverse
Campingbedarfsartikel inklusive Feuerlöscher: Es gibt kaum mehr
einen Gegenstand, der sich heutzutage nicht aus einem
Verkaufsautomaten ziehen lässt. Die Zeiten, an denen sich das
Angebot auf Kaffee, Kaugummis, Kondome und Zigaretten
beschränkte, sind längst vorbei. Einen Überblick über die
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bietet derzeit in Köln die
EU'Vend 2009, die internationale Fachmesse der
Verkaufsautomatenwirtschaft.
Noch bis zum heutigen Samstag
zeigen 205 Aussteller auf der vor einigen Jahren aus der
Nahrungsmittelmesse Anuga ausgegliederten EU'Vend ihr Angebot.
Die Palette reicht von sprechenden Getränkeautomaten bis hin zu
speziellen Geräten zur Ausgabe von Tierfutter, rezeptfreien
Arzneimitteln oder Elektrowerkzeugen.
Ein Automat für
77 Einwohner
Für Landwirte gibt es spezielle
„Agrar-Automaten“, mit denen sie ohne Hofladen und rund um die
Uhr Kartoffeln, Milch, Wurst, Spargel oder Eier an
Endverbraucher verkaufen können. Als Neuheit auf der Kölner
Messe zu sehen gibt es einen von der Stromversorgung
unabhängigen Getränke-Automaten, der mit umweltschonenden
Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben wird. Darüber hinaus
preisen Anbieter von Zahlungssystemen und Hersteller der
„Füllprodukte“, also etwa Lebensmittelproduzenten, ihre neuesten
Produkte an.
Laut einer aktuellen Marktstudie
sind rund 538.000 Getränke- und Verpflegungsautomaten in
Deutschland in Betrieb. In Europa stehen nur noch in Italien und
Frankreich mehr. Mit einem solchen Gerät für 153 Einwohner liegt
die Bundesrepublik in der Automatendichte indes nur im
europäischen Mittelfeld auf dem zwölften Platz.
Auf Platz eins liegen die
Niederlande, wo ein Automat auf 77 Einwohner kommt. Die
Spitzenposition nehmen die Deutschen jedoch beim Umsatz ein. So
stieg der Gesamtumsatz 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 7
Prozent auf rund 2,72 Milliarden Euro – Zigarettenautomaten,
Wasserspender und Non-Food-Automaten etwa für Kondome,
Fahrkarten oder Zeitungen nicht mitgezählt. Damit lag der
Pro-Kopf-Verbrauch im Schnitt bei 33,05 Euro. Den Löwenanteil
machten Heißgetränke aus, gefolgt von kalten Getränken. Auf
Snacks und andere Verpflegung entfielen knapp über 20 Prozent
des Umsatzes.
Kasseler mit
Sauerkraut auf Knopfdruck
So positiv die Zahlen klingen:
Zum Jubeln steht der Branche nicht der Sinn. Auch ihr bereitet
die Wirtschaftskrise zunehmend Probleme. „Nach wie vor stehen
die weitaus meisten Automaten in Produktionsbetrieben, wo sie
der Mitarbeiterversorgung dienen“, erläuterte Michael Maurer,
der Vorstandssprecher des Bundesverbandes der Deutschen
Vending-Automatenwirtschaft (BDV).
Die Folge: Ein Umsatzrückgang für
das laufende Jahr je nach Region zwischen drei und 12 Prozent.
Besonders hart trifft es jene Unternehmen, die ihre Geräte in
der Automobilindustrie betreiben. Denn die in vielen Werken
angeordnete Kurzarbeit und Zwangsurlaube bescherten den
Automatenaufstellern Einbußen von zum Teil sogar über 20
Prozent.
Denn der Krise kann er auch eine
erfreuliche Seite abgewinnen: „In vielen Unternehmen werden
Betriebsrestaurants geschlossen oder die Öffnungszeiten
verkürzt.“
Dadurch erhielten
Automatenbetreiber die Chance, „an Aufstellplätze zu gelangen,
die vorher nicht erreichbar waren“, so der BDV-Chef. Bereits
heute ersetzten Automaten mit Fertigmenüs in vielen kleineren
Firmen nicht mehr wirtschaftlich zu betreibende Kantinen. Was
das für die Beschäftigten bedeutet, auch davon vermittelt die
EU'Vend einen Eindruck: Das Spektrum der präsentierten
Automatenspeisen – die zumeist per eingebauter Mikrowelle
erhitzt werden - reicht vom Sauerbraten mit Semmelknödel und dem
Kasseler mit Sauerkraut bis zur Penne Tomaten-Zucchini und dem
Huhn Szechuan.