11.06.2009

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taz

* Graue Eminenz der Insolvenz
Von Pascal Beucker 

Seinen Namen dürften sie zuvor noch nie gehört haben. Doch jetzt ruhen die Hoffnungen der 43.000 um ihren Arbeitsplatz bangenden Arcandor-Beschäftigten auf Klaus Hubert Görg. Am Dienstag bestellte das Essener Amtsgericht den 68-jährigen Sanierungsexperten zum vorläufigen Insolvenzverwalter des schwer angeschlagenen Essener Handelskonzerns inklusive aller Beteiligungen und Töchter wie Primondo, Karstadt Warenhaus und Quelle. Zusammen mit dem Düsseldorfer Juristen Horst Piepenburg, den der Arcandor-Vorstand als Generalbevollmächtigten für das beantragte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung benannt hat, soll Görg nun retten, was noch zu retten ist.

Der promovierte Jurist, der an den Universitäten in Marburg, München und Köln studiert hat und 1972 seine Zulassung als Rechtsanwalt erhielt, gilt als graue Eminenz in der Branche. Seinen ersten Coup landete Görg Mitte der 1980er-Jahre, als es ihm als gerichtlich eingesetztem Zwangsverwalter gelang, Ordnung in das unübersichtliche Firmengeflecht des in die Pleite geschlitterten Kölner Immobilienhais Günter Kaußen zu bringen.

Später war Görg in einer der führenden deutschen Wirtschaftskanzleien und maßgeblich an der außergerichtlichen Sanierung der Kölner Klöckner-Humboldt-Deutz AG beteiligt. Bei den Insolvenzen des Medienunternehmers Leo Kirch und des Baukonzerns Philipp Holzmann spielte er ebenfalls eine Schlüsselrolle. Derzeit ist der gebürtige Düsseldorfer auch noch als Treuhänder an der Abwicklung des Merckle-Imperiums beteiligt.

Über seine neue Aufgabe sagt Görg diplomatisch, er sei sich "gewiss, dass es uns gelingen wird, für Arcandor und die Mitarbeiter auch in dieser schwierigen Situation vielversprechende Perspektiven für eine Sanierung zu eröffnen". Was immer das auch heißen mag.


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