WAHLKAMPF Bei Köln wirbt ein langjähriger
Bundestagsabgeordneter der SPD mit markigen Sprüchen im
Kommunalwahlkampf. Dafür schätzen ihn die lokalen Rechten. Die
eigene Partei zeigt sich zerknirscht.
SPD-Mann Klaus
Lennartz weiß, wie Wahlkämpfe geführt werden müssen. Auch wenn es
für den Exbundestagsabgeordneten bei der Kommunalwahl am 30. August
nur noch um ein Mandat im Hürther Rat oder dem Kreistag des
Rhein-Erft-Kreises geht. Seine Botschaft auf Großplakaten und in
Anzeigen: "Sauberkeit und Sicherheit. Dafür arbeite ich."
Es ist eine für einen
Sozialdemokraten recht eigentümliche Wahlkampagne, mit der der
65-Jährige im Kölner Umland auf Stimmenfang geht. So trugen die von
ihm geschalteten Anzeigen Überschriften wie "Haut ab von der Straße,
ihr Halunken!" - "Ihr Ferkel versaut die Stadt!" oder "Schnaufen
statt Saufen!". Die Parolen sorgten umgehend für Begeisterung -
allerdings von unangenehmer Seite: Lennartz mache mit seiner
"durchweg konservativen und wertverbundenen Wahlkampagne" Politik in
ihrem Geiste, jubilierte die rechtsradikale "Bürgerbewegung Pro
NRW". Von "handfesten Zielen und klaren programmatischen Inhalten",
die der SPD-Mann vertrete, schwärmte die "Pro
Köln"-Ratsfraktionschefin Judith Wolter.
Die örtliche SPD zeigt sich indes
wenig erfreut von dem mit ihr nicht abgestimmten Wahlkampf ihres
Genossen, der dem Seeheimer Kreis angehört. Von "einen großer
Enttäuschung, dass er sich solch einer Wortwahl bedienen muss",
spricht der Hürther Stadtverbandsvorsitzende Hans-Günter Reiners.
"Lennartz stößt sein eigenes Denkmal um." Und der Vorsitzende der
SPD im Rhein-Erft-Kreis, Guido van den Berg, sagte der taz: "Da hat
er sich vergriffen. Wir haben das kritisiert, und Lennartz hat die
fraglichen Slogans von seiner Webseite genommen." Damit sei für ihn
"die Sache erst einmal erledigt", so van den Berg. Der frühere
Landrat und Ehrenvorsitzende der Rhein-Erft-SPD habe halt seine
"Ecken und Kanten", sei jedoch "keinesfalls ein Rechtsradikaler".
Lennartz gehörte 22 Jahre lang dem Bundestag an und sorgte dort vor
allem durch seine Verwicklung in die Bonusmeilen-Affäre 2002 für
Schlagzeilen.
Mit Rechtspopulismus, sagt Lennartz,
habe seine Kampagne nichts zu tun. "Meine Auffassung ist, Themen
anzusprechen, die die Menschen interessieren und berühren", sagte
Lennartz trotzig in einem Radiointerview. Derzeit prangt nur noch
ein Anzeigenspruch auf seiner Homepage: "Lehrjahre sind keine
Herrenjahre!" Darunter verkündet er: "Die alten Tugenden wie
Disziplin, Fleiß und Pünktlichkeit sind hochaktuell."