WAHL Die rechte Rheinische Post boykottiert
Linke-Direktkandidatin.
Die Bundestagswahl stellt manche Zeitung
vor besondere Herausforderungen. Die konservative Rheinische Post
(RP) in Düsseldorf zum Beispiel.
Denn ausgerechnet in der
NRW-Landeshauptstadt hat die Linkspartei Sahra Wagenknecht
aufgestellt. Nun gehört es zur üblichen Wahlberichterstattung einer
Lokalzeitung, ihren Lesern die örtlichen Kandidaten ausführlicher
vorzustellen. Aber ausgerechnet Wagenknecht? Das ging der RP
dann doch zu weit. Nur wie lässt sich das begründen? Einfach zu
erklären, die finden wir doof, geht ja nicht.
Eine Lösung hätte sein können, nur
die mit realistischer Chance aufs Direktmandat zu präsentieren. Dann
wären allerdings neben der "Madonna des Neokommunismus"
(Spiegel-Online) im Wahlkreis Düsseldorf-Süd auch noch die
Kandidaten der Grünen und der FDP auf der Strecke geblieben. Kann
man natürlich nicht machen. Ein ansonsten beliebtes Kriterium ist,
ob die jeweilige Partei bei der vergangenen Wahl die
Fünfprozenthürde übersprungen hat. Damit wäre man im konkreten Fall
zwar die Kandidaten von der MLPD und der NPD losgeworden, aber
leider immer noch nicht Wagenknecht. Denn 2005 holte die Linke in
Düsseldorf-Süd 5,9 Prozent. Klappt also auch nicht.
Doch dann hatte die RP-Redaktion
endlich die geniale Idee: "Vor der Bundestagswahl am 27. September
stellen wir Kandidaten in beiden Düsseldorfer Wahlkreisen vor, deren
Parteien 2005 bei den Erststimmen mehr als fünf Prozent holten",
teilte sie ihren Lesern mit. Grandiose Idee, schließlich reichte es
2005 für den Linken-Vertreter nur zu 4,9 Prozent! Gut, der von der
FDP bekam auch nur 4,4 Prozent - aber es gibt ja noch den anderen
Wahlkreis, und da kam die FDP knapp über 5 Prozent. Aufgabe perfekt
gelöst: Alle werden vorgestellt - nur die böse Kommunistin nicht.