Offiziell
gibt sich Sylvia Löhrmann gerne als Anhängerin von Rot-Grün.
"Wunschpartner" ihrer Partei sei die SPD, beteuerte die grüne
Spitzenkandidatin im NRW-Wahlkampf immer wieder. Doch das war stets
nur die halbe Wahrheit. Denn auf die Zweitoption eines Bündnisses
mit der CDU wollte die Gesamtschullehrerin (Deutsch, Englisch) bis
zum Wahltag aus gutem Grund nicht verzichten: Ihr Traum ist es,
Bildungsministerin zu werden - egal ob unter Amtsinhaber Jürgen
Rüttgers oder seiner Herausforderin Hannelore Kraft.
Vor der
"Rent-a-Rüttgers"-Affäre suchte die 53-Jährige demonstrativ die Nähe
des CDU-Ministerpräsidenten. Selbst nach dem Skandal um Rüttgers'
verkaufte Gespräche blieb in den Reden der gebürtigen Essenerin
stets die FDP Hauptgegnerin.
Dabei hat
Löhrmann Rot-Grün viel zu verdanken. Erst der Regierungseinstieg der
Grünen in die Koalition mit der SPD ermöglichte der einstigen
Kommunalpolitikerin aus Solingen 1995 den Einzug in den Landtag. Sie
rückte für Bärbel Höhn ins Düsseldorfer Parlament nach, als diese
vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau zur
Umweltministerin berufen wurde. 1998 stieg Löhrmann zur
parlamentarischen Geschäftsführerin, 1999 zur Fraktionssprecherin
auf. Doch unter Wolfgang Clement entwickelte sich Rot-Grün zur
Streitkoalition - und scheiterte. Bei der Wahl 2005 erreichten die
Grünen nur noch 6,2 Prozent. Löhrmann musste in die Opposition.
Fünf Jahre
später könnte sich der Traum vom Ministeramt erfüllen. Die
Spitzenkandidatin, die die Grünen auf starke 12,1 Prozent brachte,
eine Verdoppelung der Stimmen, gilt als Ressortchefin gesetzt. In
einer rot-grünen Regierung. Es sei denn, es käme zur großen
Koalition - dann müsste sie wieder warten.