10.05.2010

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taz

 Die grüne Gewinnerin
Von Pascal Beucker und Andreas Wyputta

Sie hat Rot-Grün viel zu verdanken: 1995 rückte sie für Bärbel Höhn, die Ministerin wurde, in den Landtag nach. Jetzt kann sie selbst Ministerin werden – wenn die Grünen regieren.

Sylvia LöhrmannOffiziell gibt sich Sylvia Löhrmann gerne als Anhängerin von Rot-Grün. "Wunschpartner" ihrer Partei sei die SPD, beteuerte die grüne Spitzenkandidatin im NRW-Wahlkampf immer wieder. Doch das war stets nur die halbe Wahrheit. Denn auf die Zweitoption eines Bündnisses mit der CDU wollte die Gesamtschullehrerin (Deutsch, Englisch) bis zum Wahltag aus gutem Grund nicht verzichten: Ihr Traum ist es, Bildungsministerin zu werden - egal ob unter Amtsinhaber Jürgen Rüttgers oder seiner Herausforderin Hannelore Kraft.

Vor der "Rent-a-Rüttgers"-Affäre suchte die 53-Jährige demonstrativ die Nähe des CDU-Ministerpräsidenten. Selbst nach dem Skandal um Rüttgers' verkaufte Gespräche blieb in den Reden der gebürtigen Essenerin stets die FDP Hauptgegnerin.

Dabei hat Löhrmann Rot-Grün viel zu verdanken. Erst der Regierungseinstieg der Grünen in die Koalition mit der SPD ermöglichte der einstigen Kommunalpolitikerin aus Solingen 1995 den Einzug in den Landtag. Sie rückte für Bärbel Höhn ins Düsseldorfer Parlament nach, als diese vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau zur Umweltministerin berufen wurde. 1998 stieg Löhrmann zur parlamentarischen Geschäftsführerin, 1999 zur Fraktionssprecherin auf. Doch unter Wolfgang Clement entwickelte sich Rot-Grün zur Streitkoalition - und scheiterte. Bei der Wahl 2005 erreichten die Grünen nur noch 6,2 Prozent. Löhrmann musste in die Opposition.

Fünf Jahre später könnte sich der Traum vom Ministeramt erfüllen. Die Spitzenkandidatin, die die Grünen auf starke 12,1 Prozent brachte, eine Verdoppelung der Stimmen, gilt als Ressortchefin gesetzt. In einer rot-grünen Regierung. Es sei denn, es käme zur großen Koalition - dann müsste sie wieder warten.


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