Andreas PinkwartKÖLN taz | Was will Andreas Pinkwart? Der FDP-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen irritiert in diesen Tagen Freund und Feind. Mal gibt er sich gegenüber SPD und Grünen gesprächsbereit, dann wieder nicht. Am Freitagmorgen schien es so, als wolle er die Tür für Sondierungen wieder vorsichtig öffnen, am Nachmittag schlug er sie mit lautem Getöse zu. Über "Chaos und Unternehmenskrise" hat der 49-Jährige nach seiner Banklehre promoviert. Seinem spöttischen Titel als "Chaos-Professor" macht Pinkwart alle Ehre.

Grund seines Zickzackkurses ist ein Machtkampf innerhalb der FDP. Dabei war es aus taktischer Sicht für die Liberalen gar nicht so dumm gewesen, dass Pinkwart die rigorose Absage von Fraktionschef Gerhard Papke vom Donnerstag an jegliche Sondierungsgespräche wieder relativiert hatte. Denn durch ihre Verweigerungshaltung droht sich die FDP selbst ins Abseits zu manövrieren. Pinkwart wollte auf Zeit setzen: Je länger die Regierungsfindung dauert, desto länger könnte die FDP noch in NRW mitregieren. Pinkwart verfolgt sehr genau die Entwicklungen in Berlin: Falls Rüttgers noch vor der Bildung einer neuen Landesregierung tatsächlich in die Bundesregierung wechseln sollte, wäre Pinkwart geschäftsführender Ministerpräsident.

FDP-Mitglied seit 1980, lernte er das politische Handwerk als Büroleiter des damaligen FDP-Fraktionschefs Solms. 1996 rückte der gebürtige Rheinländer unter Möllemann in die Spitze der NRW-FDP auf. 2002 übernahm Pinkwart den Landesvorsitz, ein Jahr später wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender. Sobald seine Partei auf den Oppositionsbänken im Düsseldorfer Parlament Platz nehmen muss, dürften Pinkwarts Tage in der Landespolitik gezählt sein. Der Fraktionsvorsitz ist mit der Wiederwahl seines Rivalen Papke bereits vergeben, da bleibt für den ehrgeizigen Politiker nicht mehr viel. So wird der Volkswirtschaftler schon jetzt als möglicher Nachfolger des schwachen Brüderle im Wirtschaftsministerium gehandelt. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: Von der Universität Siegen beurlaubt, könnte Pinkwart jederzeit auch wieder in seinen alten Lehrberuf zurückkehren.