Sein Einstieg in den am Freitag endenden Bieterwettbewerb um die insolvente Karstadt-Kette kam völlig überraschend. Erst am Pfingstwochenende meldete Nicolas Berggruen sein Interesse an. Er sei nicht auf einen "kurzfristigen Schnitt aus", versichert der 48-jährige Milliardär. Gemeinsam mit dem Modelabel BCBG Max Azria wolle er das heruntergewirtschaftete Essener Warenhausunternehmen wieder in die Erfolgsspur bringen.

Für die 25.000 Karstadt-Mitarbeiter klingt die Offerte verlockend. Berggruen verspricht nicht nur, die ehemalige Arcandor-Tochter als Ganzes zu erhalten, sondern anders als die Bieterkonkurrenz auch auf weitere Einschnitte bei den Beschäftigten zu verzichten.

Berggruen wurde 1961 in Paris geboren. Er ist der ältere von zwei Söhnen des einst vor den Nazis in die USA geflüchteten Journalisten, Kunsthändlers und Mäzens Heinz Berggruen und dessen zweiter Frau, der Filmschauspielerin Bettina Moissi. Nach dem Besuch der Pariser Privatschule École alsacienne und des Schweizer Internats Le Rosey studierte Berggruen junior an der New York University Betriebswirtschaftslehre. Mit nicht einmal 25 Jahren machte er sich als privater Investor selbständig. Unverheiratet, kinderlos und ständig unterwegs, führt er ein Jetset-Leben. Das Wall Street Journal bezeichnete ihn als "obdachlosen Milliardär".

Über den Umfang seines Vermögens gibt es nur Schätzungen. Die Zeitschrift Forbes taxierte es auf 1,8 Milliarden, das Wall Street Journal auf 3 Milliarden Dollar. Erwirtschaftet hat es Bergruen insbesondere im Private-Equity- und Hedgefondsgeschäft. Seine Holding besitzt eine indische Hotelkette, türkische Windenergiefirmen, israelische Immobilien, Reisanbaufarmen in Kambodscha und eine Ethanolkraftstofffabrik in Oregon. In der BRD sorgte Berggruen für Schlagzeilen, als er 2007 Teile des in die Insolvenz gegangenen Möbelherstellers und Ikea-Lieferanten Schieder übernahm. Ihm gehören viele historisch wertvolle Immobilien in Berlin, darunter das Café Moskau an der Karl-Marx-Allee und die Sarotti-Höfe in Kreuzberg.