![]() 14.06.2010 |
Startseite taz |
![]() |
Von Pascal Beucker |
NRW Die Koalitions-Absage der SPD enttäuscht CDU, Grüne und Linke. Grüne fordern Minderheitsregierung.
Für heftige Kritik von allen Seiten
sorgt die Entscheidung der nordrhein-westfälischen SPD, vorerst ihr
Glück in der Opposition zu suchen. Von einer "Form der
Gestaltungsverweigerung", spricht CDU-Ministerpräsident Jürgen
Rüttgers. Auch bei Grünen und Linkspartei stößt der Kurs der
Sozialdemokraten auf Unverständnis.
Am Freitagabend hatte der SPD-Landesvorstand
einstimmig beschlossen, weder eine Große Koalition noch eine
Minderheitsregierung und auch keine Neuwahlen anzustreben. "Wir
haben in den letzten Wochen alles ausgelotet", sagte die
SPD-Landesvorsitzende Hannelore Kraft. Die Sondierungsgespräche
hätten ergeben, dass "ein Politikwechsel mit der CDU derzeit nicht
möglich ist". Auch Rot-Grün-Rot oder eine Ampel seien keine Option:
Die Linke sei "zur Zeit nicht regierungs- und koalitionsfähig", und
die FDP "braucht noch Zeit". Deshalb werde die SPD "jetzt über das
Parlament unseren Politikwechsel vorantreiben". Das bedeutet, dass Jürgen Rüttgers erst einmal
als Regierungschef im Amt bleiben kann - ohne jedoch über eine
parlamentarische Mehrheit zu verfügen. Damit bleibt auch die
schwarz-gelbe Bundesratsmehrheit vorerst bestehen. Die CDU reagierte trotzdem verärgert auf die
Ablehnung von Koalitionsverhandlungen durch die SPD. Er glaube,
"dass es die Möglichkeit gegeben hätte, zu einem Ergebnis zu
kommen", sagte Rüttgers. Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete Krafts
"Verweigerungshaltung" als "unverantwortlich". Sie könne der SPD
"nur dringend raten, in Verantwortung für Nordrhein-Westfalen wieder
an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Realitäten
anzuerkennen", sagte Merkel der Bild am Sonntag. Wenig begeistert zeigten sich auch Grüne und
Linkspartei. "Das kann nicht das letzte Wort von Hannelore Kraft
sein", sagte die Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann. Sie
forderte Kraft zur Bildung einer Minderheitsregierung auf. Diese
Möglichkeit sehe die Landesverfassung vor. Es müsse darum gehen,
"eine Regierung zu wählen, die dann im Bundesrat den Atomausstieg
retten und dieses unsoziale Sparpaket verhindern kann". Die Linke-Landessprecherin Katharina
Schwabedissen kritisierte: "Die SPD verspielt mutwillig die Chance,
den Sozialkahlschlag der Bundesregierung im Bundesrat zu stoppen."
Ihre Partei sei weiterhin "zu Gesprächen über Inhalte und zu einem
Politikwechsel" bereit. |
© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen bei dem Autoren. Direkte und indirekte Kopien, sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autoren. |