Wenn am morgigen Samstag in Duisburg die Trauerfeier für die 21 bei der Loveparade getöteten Menschen stattfindet, wird ausgerechnet der erste Bürger der Stadt fehlen. Adolf Sauerland will sich den Spießrutenlauf ersparen. Der Oberbürgermeister ist zur Persona non grata geworden, kann sich nur noch unter Polizeischutz in der Öffentlichkeit bewegen. So ist es inzwischen weder mutig noch originell, seinen Rücktritt zu fordern. Er ist unausweichlich, eine pure Selbstverständlichkeit. Nur einer hat das immer noch nicht begriffen: Adolf Sauerland. Mit immer peinlicheren Windungen und Wendungen versucht der 55-jährige Christdemokrat sich zu drücken. Es wird ihm nicht mehr lange gelingen.

Die juristische Verantwortung für die Duisburger Katastrophe festzustellen wird Sache der Staatsanwaltschaft und später der Gerichte sein. Der politisch-moralischen Verantwortung kann sich Sauerland schon jetzt nicht entledigen. Er wollte das Technospektakel auf Biegen und Brechen in seiner Stadt haben. Jetzt will er für nichts und niemanden zuständig gewesen sein. Sein Verhalten ist erbärmlich, und es macht die Menschen zu Recht wütend.

Es ist die Tragik eines Mannes, dem Historisches gelungen ist. Als sich der rhetorisch begrenzte Oberstudienrat 2004 das erste Mal um das Amt des OB in seiner Heimatstadt bewarb, hätte niemand auf ihn gesetzt. Ein Christdemokrat an der Spitze dieser durch und durch sozialdemokratischen Stadt, das hatte es seit 1948 nicht gegeben. Aber Sauerland schaffte das Undenkbare, wurde fünf Jahre später sogar wiedergewählt. Er war beliebt in der Bevölkerung. Das ist nun Geschichte. Sauerland wird in die Annalen der Stadt eingehen - jedoch ganz anders, als er sich das vorgestellt hat.