NORDRHEIN-WESTFALEN
Im Kampf um den CDU-Vorsitz hat Armin Laschet
deutlich aufgeholt.
Norbert Röttgens strahlendes Lächeln wirkt arg
bemüht. Schon wieder hat der Bundesumweltminister nicht gewonnen.
Der Beifall für seinen Konkurrenten Armin Laschet lässt keinen
Zweifel: Zu mehr als einem Unentschieden hat es an diesem
Samstagvormittag in Krefeld nicht gereicht. Auch die letzte von acht
Regionalkonferenzen hat Röttgen nicht den entscheidenden Vorteil im
Kampf um den CDU-Vorsitz in Nordrhein-Westfalen gebracht. Der
Ausgang der Mitgliederbefragung am 31. Oktober bleibt völlig offen.
Dabei hatte es zunächst für den ehrgeizigen
Röttgen so glänzend ausgesehen. Ganz wie es "Muttis Klügster"
erwartet hatte, putzte er auf den ersten Konferenzen Anfang des
Monats Laschet rhetorisch weg. Doch der lernte schnell aus seinen
anfänglichen Niederlagen. Mittlerweile hat er genauso oft punkten
können wie sein Gegenspieler. Die Strategie Röttgens, ihn als
provinziellen Landespolitiker hinzustellen, der sich zudem nur mit
"weichen" Themen beschäftigt, greift nicht mehr.
Zum Auftakt im münsterischen Vorort Hiltrup sah
die Parteibasis noch einen recht bieder daherkommenden Aachener
Prediger. Gegen den eloquenten "Großdenker" Röttgen machte der
unsicher wirkende Laschet eine schlechte Figur. Keinen Monat später
erlebt sie in Krefeld einen selbstsicher und angriffslustig
auftretenden Bierzeltredner, der mit seinen Attacken auf die
politische Konkurrenz auch gut beim Politischen Aschermittwoch der
CSU in Passau reüssieren könnte. Ein erstaunlicher Wandlungsprozess.
Offensiver als zu Beginn seines
innerparteilichen Wahlkampfs umgarnt der gläubige Katholik den
rechten Parteiflügel. Wie Röttgen gilt auch Laschet eigentlich als
liberaler Modernisierer mit einem Hang zu Schwarz-Grün. Doch jetzt
umwirbt der 49-Jährige die CDU-Basis mit einer Mischung aus
christentümelndem Traditionsbewusstsein und blinder
Fortschrittsgläubigkeit. "Wir dürfen nicht bessere Sozialdemokraten,
wir dürfen auch nicht bessere Grüne sein", lautet sein Credo.
Geschickt zielt Laschet dabei auf Röttgens
wunden Punkt. Der bemüht sich einerseits als Umweltminister
kunstvoll um ein Öko-Image, scheitert andererseits jedoch an der
tristen schwarz-gelben Realität. Die Folge ist ein hilflos wirkendes
Rumgeeiere - so wie bei der Laufzeitverlängerung für AKWs. Wortreich
prangert Laschet das "ganze Theater um die Atomkraft" an. Er sage
eindeutig Ja "zu allem, was Infrastruktur schafft".
Dazu gehört auch die CO-Pipeline der Bayer AG
zwischen Krefeld und Dormagen. Röttgen gibt sich zwar kritisch
gegenüber dem auch in der CDU hoch umstrittenen Projekt, wagt es
aber nicht, sich eindeutig dagegen zu positionieren. So enttäuscht
er Befürworter wie Kritiker. "Wir müssen klipp und klar zu
Entscheidungen stehen", greift ihn Laschet an. Die Pipeline müsse
wie Stuttgart 21 notfalls eben auch gegen alle Bürgerproteste
durchgesetzt werden. Beim konservativ-wirtschaftsliberalen Flügel
kommen solche Parolen gut an - ob auch bei der Mehrheit der 160.000
CDU-Mitglieder an Rhein und Ruhr, wird sich erst in einem Monat
zeigen.