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09/2011

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  Mantelprogramm fürs Volk
Von Pascal Beucker

Helmut Thoma und Helmut Keiser planen ein bundesweites TV-Mantelprogramm für Regionalsender.

Ex-RTL-Chef Helmut Thoma will noch einmal Fernsehen machen. Gemeinsam mit dem Bonner Medienmanager Helmut Keiser plant der 72-Jährige ein bundesweites Mantelprogramm für Stadt- und Regionalsender. Unter dem hochtrabenden Namen Volks-TV soll der nationale Werbe- und Sponsorenmarkt erschlossen werden. Konkret denkt Thoma an tv.berlin, Hamburg 1, bw family.tv und NRW.TV, die laut seinen Angaben in einem Letter of Intent ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet haben.

Starten soll das Volks-TV im kommenden Jahr. Noch sind die beiden Helmuts auf der Suche nach potenten Investoren. Die Rede ist von einem Finanzbedarf von 30 Millionen Euro für die ersten zwei Jahre.

Thoma und Keiser wollen ein "24-stündiges Spartenprogramm mit Schwerpunkt Entertainment und Education" machen – wobei der Anteil an Bildung überschaubar bleiben dürfte: "Am Anfang wird es ein relativ einfaches Programm sein, da werden sich die Kritiker wieder darüber zerreißen", sagte Thoma der Süddeutschen Zeitung. Angeboten werden soll ein "Dialog-Fernsehen" mit interaktiven Elementen. In Verbindung mit einem Internetportal sollen Zuschauer mit Audio- und Video-Chats, Votings und Foren gelockt werden. Nicht zufällig erinnert das an das Konzept von NBC Giga: Helmut Keiser gilt als der Erfinder des vor Jahren untergegangenen interaktiven Billig-TV-Senders.

An der in Gründung befindlichen Volks-TV Verwaltung GmbH halten Thoma und Keiser jeweils 50 Prozent der Anteile. Während Thoma vor allem seinen guten Namen in das Projekt einbringt, gilt der 57-jährige Keiser als die eigentlich treibende Kraft hinter Volks-TV. Der Gründer der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur (DFA) ist über sein verschachteltes Firmennetz sowohl an bw family.tv als auch an NRW.TV beteiligt. Das Programm von NRW.TV wird in den Studios der inzwischen von seinem Sohn Christian Keiser geleiteten DFA produziert. Hier soll künftig auch das Volks-TV stattfinden.

Für die umtriebigen Keisers wäre das ein Glücksfall. Aufgrund der schweren Krise von NRW.TV fehlt es den DFA-Studios an Auslastung. Seit mehr als sechs Monaten befinden sich die Mitarbeiter von NRW.TV in Kurzarbeit. Geschäftsführer Ralf G. Neumann ist auf der fieberhaften Suche nach neuen Geldquellen. Wie es heißt, soll er sich auch um die Axel Springer AG bemühen. Die bestimmt gemeinsam mit der Germany 1 Media AG die Geschicke von tv.berlin und Hamburg 1. So schließt sich der Kreis.


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