Helmut Thoma und Helmut Keiser planen ein
bundesweites TV-Mantelprogramm für Regionalsender.
Ex-RTL-Chef Helmut Thoma will noch einmal
Fernsehen machen. Gemeinsam mit dem Bonner Medienmanager Helmut
Keiser plant der 72-Jährige ein bundesweites Mantelprogramm für
Stadt- und Regionalsender. Unter dem hochtrabenden Namen Volks-TV
soll der nationale Werbe- und Sponsorenmarkt erschlossen werden.
Konkret denkt Thoma an tv.berlin, Hamburg 1, bw family.tv und
NRW.TV, die laut seinen Angaben in einem Letter of Intent ihr
Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet haben.
Starten soll das Volks-TV im kommenden Jahr. Noch
sind die beiden Helmuts auf der Suche nach potenten Investoren. Die
Rede ist von einem Finanzbedarf von 30 Millionen Euro für die ersten
zwei Jahre.
Thoma und Keiser wollen ein "24-stündiges
Spartenprogramm mit Schwerpunkt Entertainment und Education" machen
– wobei der Anteil an Bildung überschaubar bleiben dürfte: "Am
Anfang wird es ein relativ einfaches Programm sein, da werden sich
die Kritiker wieder darüber zerreißen", sagte Thoma der Süddeutschen
Zeitung. Angeboten werden soll ein "Dialog-Fernsehen" mit
interaktiven Elementen. In Verbindung mit einem Internetportal
sollen Zuschauer mit Audio- und Video-Chats, Votings und Foren
gelockt werden. Nicht zufällig erinnert das an das Konzept von NBC
Giga: Helmut Keiser gilt als der Erfinder des vor Jahren
untergegangenen interaktiven Billig-TV-Senders.
An der in Gründung befindlichen Volks-TV
Verwaltung GmbH halten Thoma und Keiser jeweils 50 Prozent der
Anteile. Während Thoma vor allem seinen guten Namen in das Projekt
einbringt, gilt der 57-jährige Keiser als die eigentlich treibende
Kraft hinter Volks-TV. Der Gründer der Deutschen Fernsehnachrichten
Agentur (DFA) ist über sein verschachteltes Firmennetz sowohl an bw
family.tv als auch an NRW.TV beteiligt. Das Programm von NRW.TV wird
in den Studios der inzwischen von seinem Sohn Christian Keiser
geleiteten DFA produziert. Hier soll künftig auch das Volks-TV
stattfinden.
Für die umtriebigen Keisers wäre das ein Glücksfall. Aufgrund
der schweren Krise von NRW.TV fehlt es den DFA-Studios an
Auslastung. Seit mehr als sechs Monaten befinden sich die
Mitarbeiter von NRW.TV in Kurzarbeit. Geschäftsführer Ralf G.
Neumann ist auf der fieberhaften Suche nach neuen Geldquellen. Wie
es heißt, soll er sich auch um die Axel Springer AG bemühen. Die
bestimmt gemeinsam mit der Germany 1 Media AG die Geschicke von
tv.berlin und Hamburg 1. So schließt sich der Kreis.
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