15.01.2011

Startseite
taz

 Poker um die WestLB
Von Pascal Beucker

BANKENKRISE Vier Bieter sind noch im Rennen um den Kauf der angeschlagenen nordrhein-westfälischen Landesbank. Die Linkspartei in NRW fordert eine Abkehr vom bisherigen Privatisierungskurs.

In den Poker um die Zukunft der WestLB kommt Bewegung. Über ihren Verkauf wollen die Anteilseigner der angeschlagenen Landesbank jetzt mit vier Bietern verhandeln. Ohne die potenziellen Käufer namentlich zu nennen, bezeichnete der Veräußerungsbeauftragte der WestLB, Friedrich Merz, deren unverbindliche Angebote gestern als "interessant und solide". Der frühere CDU-Finanzpolitiker hatte zuvor am Donnerstag auf einer bis Mitternacht dauernden Sitzung den Lenkungsausschuss der WestLB anonymisiert über die verschiedenen Offerten informiert.

Den noch im Rennen liegenden Kaufinteressenten soll jetzt Einblick in die Bücher der Bank gewährt werden. Bis zum 11. Februar haben sie Zeit, konkrete Angebote vorzulegen. Nach dem Willen von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia muss die WestLB vier Tage später in Brüssel einen neuen Restrukturierungsplan vorlegen. "Wir werden in den kommenden Wochen die EU-Kommission über den Stand des Bieterverfahrens informieren und die einzelnen Konzepte der Bieter erläutern", kündigte Merz an.

Dem Vernehmen nach könnte es sich bei den vier Bietern um die China Development Bank, die japanische Bank Shinsei sowie die beiden US-amerikanischen Finanzinvestoren Apollo und Blackstone handeln. Ob einer von ihnen letztlich zum Zuge kommen wird, ist allerdings weiter völlig offen - zumal unklar ist, ob sie tatsächlich, wie bekundet, Interesse an einer Übernahme der Gesamtbank haben. Das gilt jedoch bislang als Voraussetzung, hat die rot-grüne Landesregierung doch stets bekundet, eine Zerschlagung der WestLB unbedingt verhindern zu wollen.

Derzeit gehört die WestLB noch mehrheitlich dem Land NRW und den nordrhein-westfälischen Sparkassen. Sie präferieren eine Landesbankenlösung. Nach dem Scheitern von Fusionsgesprächen mit der BayernLB gilt das "Modell Mitte" - eine Verbindung mit der hessisch-thüringischen Landesbank Helaba und der Fondsgesellschaft Dekabank - als eine denkbare Variante. Allerdings scheint das Interesse der beiden Wunschpartner an einer Fusion mit der seit langem krisengeschüttelten WestLB nicht sehr ausgeprägt zu sein.

Eine "Abkehr vom Privatisierungsgedanken" fordert unterdessen die Linksfraktion im nordrhein-westfälischen Landtag. "Der dümpelnde Tanker WestLB darf nicht zur Beute von Piraten und Finanzhaien werden", sagte der finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion, Rüdiger Sagel. Um eine Zerschlagung und den Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern, müsse die Landesbank vielmehr "mit einem neuem Geschäftsmodell in öffentlicher Hand bleiben". Derzeit beschäftigt die WestLB noch 5.000 Mitarbeiter.


© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen bei dem Autoren. Direkte und indirekte Kopien, sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autoren.