04.11.2011

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taz

 Bauunternehmer sieht bei Ditib Willkür walten
Von Pascal Beucker

ISLAM Im Moscheebaustreit zu Köln unterstützt der Rohbauer den gekündigten Architekten Böhm.

Im Ton moderater, in der Sache unversöhnlich: Im Streit um den Bau ihrer Kölner Zentralmoschee hält die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) an der Kündigung des Architekten Paul Böhm fest.

Ausdrücklich bedauerte der größte muslimische Dachverband in der Bundesrepublik sein Auftreten bei einer Pressekonferenz vergangene Woche. "Das Verhalten entsprach nicht der Gastfreundschaft, mit der die Ditib ihren Gästen in der Regel begegnet." Entschieden wies er jedoch "Spekulationen über mögliche politische oder ideologische Motive" zurück, die die Trennung von dem renommierten Kirchenbaumeister Böhm motiviert haben könnten.

Dieser Darstellung widerspricht allerdings neben Böhm jetzt auch der Rohbauer, das Düsseldorfer Bauunternehmen Nuha. Für Mehrkosten sei die Ditib selbst verantwortlich. So hätte "ein angereistes türkisches Mitglied der Ditib" die vierteilig geplante Fassade beanstandet, "worauf eine komplette Umplanung mit statischer Neuberechnung erforderlich wurde, indem zwei Schalen geschlossen werden mussten". Auch halte die von der Ditib vorgebrachte Mängelliste einer gerichtlichen Überprüfung nicht stand.

Während Gespräche immer wieder abgelehnt worden seien, verweigere die Ditib seiner Firma Lohnzahlungen in siebenstelliger Höhe, sagte Geschäftsführer Naim Nuha. Wie Böhm glaubt auch er, "dass die Beendigung der Zusammenarbeit von Seiten der Ditib andere Gründe hat als eine vermeintlich mangelhafte Bauausführung".

Ein Hauptstreitpunkt ist die Farbe der Moschee. Vereinbart war eine graue Betonkuppel. Zwar beteuert die Ditib, "eine "Änderung in der Gestaltung ist und war nie angedacht". Aber ob die Kuppel jetzt nicht doch weiß werden soll, wie es sowohl Böhm als auch Nuha vermuten, will die Ditib auch auf Nachfrage nicht verraten: „Da der Weg der Betonsanierung noch nicht feststeht, kann ich diese Frage erst im konkreten Weg der Betonsanierung beantworten“, teilte Ditib-Sprecherin Ayse Aydin der taz mit.

Unklar bleibt auch, warum in den schwelenden Streit nicht frühzeitig der Moscheebaubeirat eingeschaltet wurde, dem zahlreiche Repräsentanten der Kölner Stadtgesellschaft angehören. Das Gremium, das laut Ditib den Verband "in der Entscheidungsfindung" unterstützen soll, sei "kein Ort, über den man Rügen an den Architekten weitergibt", beschied Sprecherin Aydin.


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