ISLAM
Im Streit um den Moscheebau zu Köln wehrt sich der Architekt. Grund
der Kostensteigerungen seien mehrmalige Umplanungen seitens der
Ditib: Sie befürchtete christliche Symbolik im Kuppelbau.
Im Streit um den Bau der Kölner Zentralmoschee
hofft der überraschend gekündigte Architekt Paul Böhm auf eine
Vermittlung des am Donnerstag tagenden Moscheebaubeirats. Er habe
"nach wie vor den Ehrgeiz, dieses Haus bis zur Fertigstellung zu
begleiten", sagte Böhm am Mittwoch in Köln.
Falls die Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion (Ditib) an ihrem Konfrontationskurs festhalte, drohten
jahrelange Rechtsstreitigkeiten. "Es ist zu befürchten, dass beide
Seiten beschädigt werden und die Fertigstellung des Moscheebaus in
Gefahr gebracht wird", warnte Böhm.
Entschieden wehrten sich Böhm und der
Projektleiter seines Architekturbüros, Martin Amme, gegen den
Vorwurf, für zahlreiche Baumängel verantwortlich zu sein. Das vom
neuen Ditib-Vorstand beauftragte Gutachterbüro habe vielmehr auf die
Auflösung der Zusammenarbeit hingearbeitet. Obwohl die
entsprechenden Baumaßnahmen noch nicht fertiggestellt und abgenommen
seien, habe der Gutachter eine fragwürdige Mängelliste erstellt.
Projektleiter Amme wertete dieses Vorgehen als "bewusstes Aufblähen,
um Konfliktpotenzial zu erhöhen".
Die bemängelten Kostensteigerungen hingen vor
allem mit fortlaufenden Umplanungen zusammen. Statt der ursprünglich
berechneten Gesamtkosten von 28,7 Millionen Euro sei Ditib bereits
selbst zum Baubeginn 2009 von 32 Millionen Euro ausgegangen. Aktuell
betrage der Kostenstand 38,1 Millionen Euro.
Als einer der Gründe für den Anstieg benannte
Amme die Gestaltung der Moscheekuppel. Im Ursprungsentwurf bestand
sie noch aus drei Schalen. Doch befürchtete Ditib eine "christliche
Symbolik": die "Heilige Dreifaltigkeit". Der Bau hatte schon
begonnen, da gab es laut Amme "aus Ankara" die Forderung nach einer
erneuten Änderung: Die nunmehr vier Schalen sähen von oben
betrachtet wie ein Kreuz aus. Erneut wurde umgeplant.
Die Darstellung Ammes bestätigen Dokumente, die
die taz einsehen konnte. "Die Umplanung bzgl. der ,Entschärfung'
vermutlicher Symbolik ist ein Auftrag", heißt es in einem Schreiben
der Ditib vom Oktober 2009. Eine Diskussion über ein christliches
Zeichen gefährde das Projekt. "Letztlich müsste dann ein
Sachverständiger entscheiden." Dies würde "zu einem Baustopp mit
ungewissem Ausgang führen". Die Kosten für die Umplanung würde Ditib
zusätzlich honorieren. Inzwischen besteht die Kuppel nur noch aus
zwei Schalen.
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