Der Start von Volks-TV, Helmut Thomas
bundesweitem Mantelprogramm für Regionalsender, verzögert sich. Es
hapert an Finanzierung und Inhalten.
Noch gibt es nicht viel mehr als eine wenig
aussagekräftige Seite im Internet. "Dein Fernseher wird nie wieder
derselbe sein", tönt es auf der Homepage von Volks-TV, dem neuen
Projekt des früheren RTL-Chefs Helmut Thoma. Das ist alles. Auch das
Ende Februar auf den Astra-Satelliten aufgeschaltete Sendesignal
verrät nicht mehr. Wann und vor allem mit welchen konkreten Inhalten
das geplante bundesweite Mantelprogramm für die nahe an der
Bedeutungslosigkeit operierenden Stadt- und Regionalsender startet,
bleibt nebulös. "Es gibt viele Gerüchte, aber nichts Konkretes – und
vor allem wenig Geld", berichtet ein Insider.
Nach den Planungen von Thoma und seinem
Geschäftspartner, dem umtriebigen Bonner Medienunternehmer Helmut
Keiser, soll Volks-TV künftig die privaten Ballungsraumsender
tv.berlin, Hamburg 1, NRW.TV, Rhein-Main TV und bw family.tv mit
einem 16- bis 18-stündigen Rahmenprogramm beliefern. Gedacht ist an
ein irgendwie jugendorientiertes "Dialog-Fernsehen" mit interaktiven
Elementen – und möglichst niedrigen Kosten. Es soll in denselben
Bürocontainern produziert werden wie NRW.TV. Aufgestellt auf einem
Parkplatz im Düsseldorfer Medienhafen, dienen die der Deutschen
Fernsehnachrichten Agentur (DFA) als Studios. Dort geht allerdings
bisher alles seinen gewohnten Gang. "Es gibt keinerlei Ansagen",
sagt ein Mitarbeiter.
Ursprünglich sollte das Volks-TV bereits Anfang
des Jahres auf Sendung gehen. Inzwischen spricht Thoma nur noch von
einem "Softstart" im April. Mit dem kompletten Angebot sei erst im
Herbst zu rechnen. Das Problem: Auch Billigfernsehen kostet Geld.
Seit Sommer 2011 sind Thoma und Keiser auf der Suche nach potenten
Investoren, Werbepartnern und Sponsoren für ihr "Spartenprogramm mit
Schwerpunkt Entertainment und Education".
Eigentlich sollte bis Februar die Finanzierung
stehen. Aber das hat nicht geklappt. Zwar sei mittlerweile eine
"größere Summe" zusammengekommen, heißt es. Aber die bisher
eingesammelten Geldzusagen reichten nicht, um den kalkulierten
Finanzbedarf von 30 Millionen Euro für die ersten zwei Jahre zu
decken.
Es gibt noch eine weitere Schwierigkeit: Nach dem
Konzept von Volks-TV sollen die Partnersender künftig nur noch die
"Kernsendezeit" am frühen Vormittag und am Vorabend eigenständig
bestreiten – was als Minimum gilt, um ihre Sendelizenzen nicht zu
gefährden. Die restliche Zeit soll mit dem Mantelprogramm von
Volks-TV gefüllt werden. Allerdings sind einige Sender derzeit noch
vertraglich an andere Zulieferer gebunden.
Wieder Kurzarbeit bei NRW.TV
Beispiel NRW.TV: Der chronisch klamme landesweite
Privatfernsehsender, der im selben Gebäude residiert wie die
Volks.TV Verwaltungs GmbH von Thoma und Keiser, verkauft derzeit
einen Großteil seiner Sendezeit an Fremdanbieter. So beschert
NRW.TV, an dem gegenwärtig noch die WAZ-Mediengruppe mit 24,9
Prozent beteiligt ist, seinen Zuschauern neben wenigen
Eigenproduktionen und etlichen Stunden Teleshopping auch noch
Formate des österreichischen Servus TV der Red Bull Media House GmbH
oder des vom Kreml finanzierten englischsprachigen Fernsehsenders
Russia Today. "Highlight" des Programms ist die täglich
ausgestrahlte Propagandasendung Lai Kan Ba – Die Chinesische Stunde
der Deutsch-Chinesischen Medien GmbH, die mit Beiträgen bestückt
wird, die bereits im chinesischen Fernsehen ausgestrahlt worden
sind.
Wenn solche Fremdprogramme künftig wegfallen,
müssen die fehlenden Einnahmen zwangsläufig kompensiert werden, um
NRW.TV am Leben halten zu können. Dabei reicht es schon jetzt hinten
und vorne nicht: Seit Anfang April wird bei dem kleinen Düsseldorfer
Sender mal wieder kurzgearbeitet.
Auch andere private Regionalsender steigern ihre Einnahmen mit
Fremdprogrammen. Ein Wegfall dieser Finanzquelle dürfte den
Geldbedarf des Volks-TV noch mal deutlich erhöhen.
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