RELIGION Nach heftigem Streit
präsentieren Bauherr und Architekt der Kölner Moschee eine Einigung.
Nun soll schon im Sommer der zentrale Teil des Baus eingeweiht
werden, Architekt Böhm wird als Bauleiter abgelöst. Vermittelt hatte
Exoberbürgermeister Schramma.
Der
Kölner Moscheebaustreit ist beigelegt. Vorerst. Der Architekt Paul
Böhm und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion
(Ditib) als Bauherrin haben sich auf eine Fortsetzung ihrer
Zusammenarbeit verständigt. "Es ist ein Konsens geschlossen worden",
jubilierte Altoberbürgermeister Fritz Schramma, der zwischen den
Konfliktparteien vermittelt hat. Es sei "die freie
Willensentscheidung beider, es miteinander zu versuchen". Doch die
Einigung ist fragil. Fest scheint nur der gemeinsame Wille zu
stehen, dass die Moschee im Sommer eingeweiht werden soll.
Seit Jahren sorgt die geplante Zentralmoschee der
Ditib für Diskussionen in der Domstadt. Heftig wetterten die
rechtsextremistische "Bürgerbewegung Pro Köln", aber auch der
Zentralrat der Ex-Muslime und der Publizist Ralph Giordano gegen das
Millionenprojekt. Seit dem Richtfest im Februar vergangenen Jahres
schien die Gegenwehr jedoch erlahmt, die Auseinandersetzung vom
Tisch zu sein. Bis die Ditib selbst für neuen Streit sorgte:
Überraschend kündigte der größte muslimische Dachverband
Deutschlands Ende Oktober dem verantwortlichen Architekten -
fristlos. Gravierende Baumängel, ausufernde Kosten, die
Nichteinhaltung von Terminvorgaben und die Uneinsichtigkeit Böhms
hätten die Ditib dazu gezwungen. Böhm vermutete hingegen, Opfer
eines politischen Ränkespiels geworden zu sein, und sprach von
"völlig anderen Vorstellungen - nicht nur ästhetisch, sondern auch
politisch und ideologisch".
In ihrem provisorischen Hauptquartier in
Köln-Ehrenfeld, nahe der im Bau befindlichen Zentralmoschee,
präsentierte die Ditib am Freitag mit Schramma und Böhm die
Verständigung. Es bestehe "Einigkeit, dass der Architekt der Ditib
beratend zur Verfügung steht, um die Fertigstellung des Baus in
gestalterischer Hinsicht zu begleiten", heißt es in einer Erklärung.
Er sei "sehr froh heute, dass wir zu einem positiven Ergebnis
gekommen sind", sagte der Ditib-Vorstandsvorsitzende Ali Dere.
"Das ist ein Projekt von Böhm, und das soll es
auch bleiben", betonte Dere. Anders als ursprünglich vereinbart,
werde der Kirchenbaumeister nun sogar in die Ausgestaltung des
Gebetsraums einbezogen. Unklar blieb allerdings, welche Rolle Böhm
künftig konkret auf der Baustelle spielt. Sicher ist nur, dass er
nicht wieder die Bauleitung übernimmt. Offenbar durchgesetzt hat er
sich allerdings in der Frage, ob die helle Sandsteinfarbe der
Betonfassade in Weiß geändert werde. "Die Oberfläche der Baufassade
wird nicht grundsätzlich infrage gestellt", sagte er. "Wir haben
gemeinsam ausdrücklich beschlossen, dass es bei dem Sichtbeton
bleibt."
Ende gut, alles gut? Davon kann nicht die Rede
sein. Von den Vorwürfen, mit denen die Ditib im Herbst letzten
Jahres die fristlose Kündigung begründet hatte, wollte Dere nichts
revidieren. "Als Künstler hat Herr Böhm brilliert, als Baumeister
hat er leider versagt", hatte der Verband seinerzeit mitgeteilt. Ein
Satz, den Dere auch auf Nachfrage nicht zurücknahm. Ebenso wenig
zeigte sich der Botschaftsrat der Türkei für religiöse
Angelegenheiten bereit, eigene Fehler einzugestehen. "Ich denke, wir
haben nichts falsch gemacht", sagte Dere.
Ausgeräumt sind die Differenzen zwischen der
Ditib und Böhm wohl nicht. "Was wir jetzt erreicht haben, ist ein
sehr zartes Pflänzchen", räumte der Architekt ein. Ausdrücklich
ausgeklammert wurden aus der Vereinbarung "gegenseitige Ansprüche,
die mit Mängeln am Bau oder dem Vertrag zwischen Ditib und dem
Architekten Böhm im Zusammenhang stehen". Diese Streitpunkte sollen
jetzt in einem "selbstständigen Beweisverfahren" unter Einschaltung
eines neutralen Gutachters gerichtlich geklärt werden.
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