02.04.2012 |
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Linke gefährlich nah am Abgrund |
Kommentar von Pascal Beucker |
Es sieht
trostlos aus. Während die
Welt am Sonntag mal wieder
mit einer neuen Stasi-Geschichte über Gregor Gysi aufmacht,
versuchte sich die nordrhein-westfälische Linkspartei am Wochenende
in Hagen Mut zu machen für die Landtagswahl am 13. Mai. Doch so recht gelingen wollte es nicht. Zu groß
sind bei vielen die Zweifel, es noch mal packen zu können. Es ist
ein Himmelfahrtskommando, auf das sich die beiden
SpitzenkandidatInnen Katharina Schwabedissen und Wolfgang Zimmermann
eingelassen haben. Einem spannenden Experiment droht die Beerdigung
– und zwar genau dort, wo es angefangen hat. Es waren jene 2,2
Prozent, die die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit
(WASG) bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005 einfahren
konnte, die die WASG erst zum Objekt der Begierde für die im Westen
jenseits der Wahrnehmungsgrenze vor sich hindümpelnden PDS machte. Und ohne den seinerzeitigen Achtungserfolg hätte
sich wohl auch Oskar Lafontaine nie auf das Wagnis Linkspartei
eingelassen. Als sie beim Urnengang 2010 mit 5,6 Prozent den Sprung
in den Landtag schaffte, galt das als der endgültige Durchbruch im
Westen. Der nordrhein-westfälische Landesverband steht
denn auch wie kein anderer für das Projekt „Die Linke“. Nirgendwo
sonst ist noch so deutlich zu erkennen, aus was es entstanden ist:
aus dem Zusammenschluss der von westdeutschen Gewerkschaftern und
heimatlosen Linken gegründeten WASG mit der DDR-geprägten PDS. In Ostdeutschland nennt sich die PDS heute nur
anders, die Wahlerfolge im Saarland wären ohne die alte Strahlkraft
Oskar Lafontaines nicht denkbar. An Rhein und Ruhr entstand hingegen
tatsächlich etwas Neues, linker und rebellischer. Doch die Euphorie
der Anfangsjahre ist längst weitergezogen – hin zu den Piraten, die
jetzt von jener Aufbruchstimmung beflügelt werden, die der von den
Mühen der Ebene zermürbten Linkspartei heute fehlt. Die Piraten wären zwar sicherlich eine Bereicherung im Düsseldorfer Parlament, ersetzen könnten sie die Linkspartei jedoch nicht. Es wäre ein Verlust, würde sie künftig als linkes und soziales Korrektiv ausfallen – gerade bei der zu erwartenden stabilen rot-grünen Mehrheit. Aber es geht noch um mehr: Es geht um das Scheitern des Versuches, eine bundesweit ausstrahlungskräftige Partei links der SPD zu etablieren. Wo alles begann, droht jetzt der Anfang vom Ende. Nach dem 13. Mai könnte die Linkspartei wieder dort ankommen, wo die PDS vor 2005 bereits stand: relevant nur im Osten. Nicht nur für die FDP geht es also um einen Überlebenswahlkampf. |
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