14.05.2012 |
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Kraft bleibt Landesmutter |
Von Pascal Beucker |
SPD/GRÜNE
Sozialdemokraten feiern Comeback. Mit Kraft und Emotionen Als um 18 Uhr die erste Prognose über die
Bildschirme flackert, ist der Jubel grenzenlos. Freudetrunken liegen
sich die Genossen in den Armen. Hannelore Kraft hat es geschafft.
Die große Wahlsiegerin will ganz auf Nummer sicher gehen und wartet
die erste Hochrechnung ab. Dann tritt sie vor ihre Parteifreunde.
"Es so ein tolles Gefühl: das erste Mal seit 12 Jahren wieder
vorne!", strahlt sie. Die Sozialdemokraten sind wieder stärkste
Partei in Nordrhein-Westfalen. "Es war ein harter Wahlkampf", sagt Kraft. "Aber wir haben das Richtige getan: den Menschen in den Mittelpunkt gestellt." Es ist ein erwarteter Sieg. Doch als der Landtag Mitte März seine Selbstauflösung beschloss, hatten selbst die kühnsten Wahlstrategen in der Düsseldorfer Parteizentrale in der Kavalleriestraße kaum geglaubt, dass er so deutlich ausfällt. Nach 34,5 Prozent 2010 jetzt 39,1 Prozent. Und die Union von Krafts Herausforderer Norbert Röttgen liegt weit abgeschlagen hinten. "Das ist ein klarer Ausdruck, dass die Menschen uns wieder vertrauen", sagt SPD-Landtagsfraktionschef Norbert Römer der taz. "Sie haben gemerkt, dass es Hannelore Kraft ehrlich meint." Kraft sei eben "authentisch". Dass die alte auch die neue Regierungschefin sein
wird, daran gibt es am Wahlabend keinen Zweifel. Zumal die Zugewinne
für die SPD nicht auf Kosten ihres grünen Koalitionspartners
gegangen sind: Die Grünen verlieren nur leicht, landen bei 11,3
Prozent. Damit reicht es für eine satte rot-grüne Mehrheit. "Das ist
ein Arbeitserfolg", freut sich die grüne Spitzenkandidatin Sylvia
Löhrmann. Wir freuen uns, dass wir jetzt unsere gemeinsame Arbeit so
partnerschaftlich wie bisher fortsetzen können". Die Sozialdemokraten feiern ihren Triumph in der
Düsseldorfer Diskothek „3001“. Der größte Club im Düsseldorfer
Medienhafen hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Doch während der
einstmals angesagte Szene-Schuppen Ende des Monats schließt, erleben
die Genossen an Rhein und Ruhr dank Kraft eine lange nicht für
mögliche gehaltene Renaissance. Die SPD ist zwar immer noch weit von
jenen Traumergebnissen entfernt, die früher Johannes Rau einfahren
konnte, aber zumindest die persönlichen Beliebtheitswerte Krafts
erinnern an jene des seligen "Bruder Johannes", der von 1980 bis
1995 das bevölkerungsreichste Land mit absoluter Mehrheit regierte.
Ganz wie Rau setzte Hannelore Kraft im Wahlkampf mehr auf Stimmung
denn auf Inhalte. "NRW im Herzen" lautete ihr zentraler Slogan. "Das
war der Kraftfaktor", strahlt SPD-Landesinnenminister Ralf Jäger.
Und er ist sich sicher: "Das wird ein langer, schöner Abend!" Die 50-jährige Diplomökonomin hat der SPD das
Selbstbewusstsein zurückgegeben, das die Partei unter ihren
sozialdemokratischen Vorgängern Wolfgang Clement und Peer Steinbrück
verloren hatte. Als Kraft nach Steinbrücks schwerer Wahlniederlage
2005 den Landesvorsitz übernahm, lag die SPD in ihrem einstigen
Stammland in Trümmern. Aber Kraft schaffte den Wiederaufbau. Schnell
gelang es ihr, in die Rolle der treusorgenden "Landesmutter"
hineinzuwachsen. Kraft präsentierte sich pragmatisch, zupackend und
volksnah. Mit ihrer bodenständigen Art konnte die Tochter eines
Verkehrsmeisters und einer Verkäuferin, die seit Kinderzeiten im
proletarisch geprägten Mülheimer Ortsteil Dümpten wohnt, die
Menschen begeistern. Mit ihrem Amtsbonus ging Kraft diesmal als Favoritin ins Rennen. Im Wahlkampf ließ sie dabei keinen Zweifel, auch künftig mit den Grünen regieren zu wollen. Allerdings hatte Kraft für den Fall, dass es rechnerisch für Rot-Grün nicht reichen sollte, weder eine große Koalition mit der CDU noch eine Ampel mit Grünen und FDP ausgeschlossen. Doch darüber muss sie sich am Wahlabend keine Gedanken mehr machen. |
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