16.01.2013 |
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Noch ein Trauerfall |
Von Pascal Beucker |
ENDE Der WAZ-Konzern schließt die Redaktion der Westfälischen Rundschau, rund 120 Mitarbeiter sind betroffen. Die Tageszeitung soll aber weiterhin erscheinen. Die Zeitung stirbt, der Name bleibt. Die
Westfälische Rundschau (WR) wird künftig nur noch als Mogelpackung
an ihre Abonnenten geliefert. Auf einer Mitarbeiterversammlung
kündigte die Geschäftsführung der WAZ Mediengruppe die Schließung
der bisherigen Redaktion an. Erscheinen soll die traditionsreiche
Tageszeitung jedoch weiter, zumindest irgendwie. Gegründet 1946 als Nachfolgerin des von den Nazis
verbotenen Dortmunder General-Anzeigers, hat die WR ihr
Verbreitungsgebiet im südlichen Westfalen sowie im östlichen
Ruhrgebiet. Derzeit verkauft sie noch täglich 115.000 Exemplare.
Laut Verlagsangaben soll die Zeitung "seit vielen Jahren Verluste in
Millionenhöhe" einfahren, die Rede ist von 50 Millionen Euro. Von der angekündigten Stellenstreichung betroffen
sind 120 Mitarbeiter. "Wir wissen, dass das für die Betroffenen sehr
hart ist, aber wir sehen im Interesse des gesamten Unternehmens
leider keine andere Möglichkeit", sagte WAZ-Geschäftsführer Manfred
Braun. Der Arbeitsplatzabbau solle so sozialvertraglich wie möglich
gestaltet werden. Erst im Dezember wurde der bestehende Sozialplan
für die vier NRW-Zeitungstitel - WAZ, NRZ, Westfalenpost und
WR -
bis 2014 verlängert. "Unser Ziel ist es, die Westfälische Rundschau zu
erhalten und damit die Medienvielfalt in dem Verbreitungsgebiet
sicherzustellen", heißt es in einer Mitteilung. Allerdings hat der
Konzern offenbar eine ganz eigene Vorstellung von "Medienvielfalt".
Während die Artikel im Mantelteil des Blattes vom Content-Desk der
WAZ Mediengruppe geliefert werden sollen, kommen die jeweiligen
Lokalteile ab Februar von der konservativen Konkurrenz: von der
WAZ-eigenen Westfalenpost sowie von den Ruhr Nachrichten aus dem
Medienhaus Lensing, vom Hellweger Anzeiger der Graphischen Betriebe
F. W. Rubens KG und vom Märkischen Zeitungsverlag, der zur
Verlagsgruppe Ippen gehört. "Das ist ein weiterer schmerzhafter Einschnitt in
die Zeitungslandschaft", sagte der nordrhein-westfälische
dju-Vorsitzende Frank Biermann. Scharf kritisierte der
Journalistengewerkschafter, dass die WAZ-Geschäftsführung ihre
Entscheidung "vorbei an den Betriebsräten und wohl auch an der
Chefredaktion" gefällt habe. Die Redaktion reagierte geschockt.
Chefredakteur Malte Hinz soll geweint haben, berichten Teilnehmer
der Mitarbeiterversammlung. Heftige Kritik kommt auch von der SPD-eigenen Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg), die eine Minderheitsbeteiligung von 13,1 Prozent an der WR hält. Die von der WAZ ergriffenen Maßnahmen hätten der Zustimmung der ddvg bedurft, "die wir jedoch nicht erteilt haben", heißt es in einer Erklärung. Die ddvg prüfe rechtliche Schritte. Das Vertrauensverhältnis zum Mehrheitsgesellschafter sei zerrüttet. "Die Entscheidung der WAZ ist nicht plausibel nachvollziehbar und erweckt den Eindruck einer seelenlosen Redaktionsklempnerei", sagte SPD-Bundesschatzmeisterin Barbara Hendricks. |
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