13.03.2013 |
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Hausbesuch bei den Fanatikern |
Von Pascal Beucker |
ISLAMISMUS Sie kämpften für die Scharia unter
dem Deckmantel von Jugendarbeit: Am Mittwoch wurden mehrere
Razzien bei verbotenen Salafisten-Vereinen durchgeführt.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich
(CSU) erhöht den Druck auf die radikalislamistische Szene. Am
frühen Mittwochmorgen starteten Razzien in Nordrhein-Westfalen
und Hessen zur Durchsetzung mehrerer kurz zuvor erlassener
Vereinsverbote. Die Durchsuchungen bei insgesamt 20 Personen
dienten der Beschlagnahme des Vereinsvermögens und der Auflösung
der Vereinsinfrastruktur, teilte das Bundesinnenministerium mit.
Mehrere hundert Beamte sind im Einsatz. Betroffen von den Verboten Friedrichs sind
die in Hessen angesiedelten salafistischen Vereine DawaFFM
inklusive der Teilorganisation Internationaler Jugendverein -
Dar al Schabab e.V. sowie DawaTeam Islamische Audios, der auch
unter dem Namen DawaTeam LiesFfm firmierte. Ebenfalls verboten
wurde die in Nordrhein-Westfalen ansässige an-Nussrah, die das
Innenministerium als Teilorganisation der bereits im Juni 2012
zwangsaufgelösten Vereinigung „Millatu Ibrahim“ bewertet. „Der Salafismus, so wie er von den heute
verbotenen Vereinen vertreten wird, ist unvereinbar mit unserer
freiheitlichen demokratischen Grundordnung“, erklärte Friedrich.
Sie strebten „in aggressiv-kämpferischer Weise eine Veränderung
unserer Gesellschaft an, bei der die Demokratie durch ein
salafistisches System und der Rechtsstaat durch die Scharia
ersetzt werden sollen“. Die Frankfurter DawaFFM um den Prediger
Abdellatif Rouali befand sich schon länger im Visier der
Sicherheitsbehörden. Die Gruppe war stark missionarisch aktiv,
betrieb intensive Jugendarbeit, organisierte Fußballturniere und
Grill-Events im Park. Laut Innenministerium erklärte sie andere
Religionen für minderwertig und rief dazu auf, diese zu
bekämpfen. Nach gewalttätigen Ausschreitungen von
Salafisten in Solingen und Bonn im Mai 2012, bei denen mehrere
Dutzend Polizisten verletzt wurden, war gegen DawaFFM bereits
ein vereinsrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden
inklusive mehrerer Durchsuchungen. Nach Ministeriumsangaben
hätte dabei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden
können. Bei der Auswertung seien wichtige Erkenntnisse über die
verfassungsfeindlichen Aktivitäten und die planvolle
Vorgehensweise salafistischer Strukturen in Deutschland
gewonnen. Nach
außen ein unverdächtiges Projekt Zeitgleich mit dem damaligen Vorgehen gegen
DawaFFM war im Sommer 2012 die Solinger Salafistengruppe Millatu
Ibrahim verboten worden. Zwischen ihr und der als „islamischer
Hilfsverein“ fungierenden an-Nussrah sollen enge personelle und
organisatorische Verflechtungen bestanden haben. Zwar habe sich
an-Nussrah nach außen den Anschein eines unverdächtigen Projekts
zum Sammeln von Spenden für Muslime in Syrien gegeben. Doch jetzt hätte nachgewiesen werden können,
„dass es tatsächlich die führenden Köpfe von Millatu Ibrahim
waren, die Organisation und Handeln von an-Nussrah bis ins
Detail kontrollierten und steuerten“, teilte das
nordrhein-westfälische Innenministerium mit. Die salafistische Szene gilt als die am
dynamischsten wachsende ultraorthodoxe Strömung innerhalb des
Islam. In der BRD macht sie mit je nach Schätzung zwischen 3.000
und 5.000 Anhängern allerdings nur einen verschwindend geringen
Anteil der muslimischen Bevölkerung aus. Die Salafisten
orientieren sich an einer stark idealisierte Frühzeit des Islam
und predigen eine wortgetreue Ausrichtung an Koran und Sunna.
Sie unterteilen die Menschen strikt in Gläubige und Ungläubige,
lehnen die Demokratie und alle „von Menschen gemachten“ Gesetze
wie das Grundgesetz ab. „Wir halten den Druck auf die Salafisten aufrecht und gehen entschieden gegen ihre demokratiefeindliche Agitation vor“, erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf. |
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