23.05.2013

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taz

 Salafist soll hinter Bonner Bahnhofsbombe stecken
Von Pascal Beucker

TERROR DNA-Spur führt zu Markus G., der auch einen Mord an einem rechten Politiker geplant haben soll.

Der versuchte Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof im Dezember vergangenen Jahres hat offenbar einen salafistischen Hintergrund. Zwei an dem zwar gezündeten, aber nicht detonierten Sprengsatz gefundene DNA-Spuren haben Techniker des Bundeskriminalamts (BKA) jetzt Familienangehörigen des im Frühjahr festgenommenen Salafisten Marco G. zuordnen können. Das berichten unter Berufung auf Sicherheitskreise übereinstimmend der Stern und Spiegel Online.

Marco G. sitzt seit Mitte März in U-Haft. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm die Bildung einer inländischen terroristischen Vereinigung vor. Aus "radikal-islamistischen Motiven" soll der 26-jährige deutsche Konvertit gemeinsam mit drei mutmaßlichen Komplizen die Ermordung des Vorsitzenden der rechtsextremistischen Partei Pro NRW, Markus Beisicht, geplant haben. Ein Sonderkommando nahm Marco G. und einen weiteren Salafisten am 13. März 2013 rund 150 Meter vor Beisichts Wohnung in Leverkusen fest.

Wie es heißt, sollen die Ermittler jetzt an der auf Gleis 1 des Bonner Bahnhofs sichergestellten Bombe Genmaterial identifiziert haben, das von der Ehefrau und dem zweijährigen Sohn von Marco G. stammt. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte, dass sich die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Fall in Bonn und dem geplanten Attentat auf den Pro-NRW-Chef verdichtet hätten. Weitere Auskünfte verweigerte sie jedoch unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen.

Bereits seit einigen Wochen prüfen Ermittler einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen. Hinweise deuteten schon früh auf gemeinsame Bezüge. So war in der Bonner Wohnung von Marco G. zur Herstellung von Sprengstoff geeignetes Ammoniumnitrat gefunden worden, das dem am Bonner Hauptbahnhof verwendeten Material ähnlich ist. Außerdem soll er ähnlich groß sein, wie der unbekannte Taschenträger auf einem Überwachungsvideo vom Bahnhof. Früheren, jedoch bislang unbestätigten Medienberichten zufolge soll sich der aus Oldenburg stammende junge Mann, der über kein Alibi für die Tatzeit verfügt, zudem in einem abgehörten Telefonat als möglicher Bonner Bombenleger offenbart haben.


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