12.06.2013

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taz

 Steinbrücks neuer Sprecher Rolf Kleine in der Kritik
Von Pascal Beucker

NEUSTART-SCHWIERIGKEITEN Liberale werfen ihm Alltagsrassismus vor - wegen Vietnamesenwitz.

Es sollte ein Befreiungsschlag werden, doch nun hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück schon wieder Probleme mit seinem Pressesprecher. Erst am Montag als Nachfolger des glücklosen Michael Donnermeyer ernannt, steht Rolf Kleine bereits kräftig unter Beschuss. Die FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (JuLis) wirft ihm "Alltagsrassismus" vor und fordert seinen Rausschmiss.

Hintergrund ist ein Posting auf Kleines Facebook-Profil. Anlässlich der Wahl in Niedersachsen hatte der 52-jährige Exjournalist unter ein Foto des früheren vietnamesischen Verteidigungsministers Võ Nguyên Giáp geschrieben: "Die FDP ist wieder da!" - offenkundig eine Anspielung auf FDP-Chef Philipp Rösler. Damit habe Kleine "sich schon vor Dienstantritt als Alltagsrassist" entpuppt, empört sich nun der JuLis-Vorsitzende Lasse Becker. "Wir fordern Peer Steinbrück dazu auf, seinen neuen Pressesprecher umgehend wieder zu entlassen!" Weder Steinbrück noch die SPD haben sich bislang zu den Anwürfen geäußert. Auch Kleine blieb zunächst stumm. Aber er reagierte, wenn auch für einen vermeintlichen Kommunikationsprofi etwas eigentümlich. Sein Facebookprofil ist inzwischen nicht mehr abrufbar. Statt Krisenmanagement in eigener Sache zu betreiben, wurde Kleine eigentlich engagiert, um die Tapsigkeiten Steinbrücks auszubügeln. Besser als sein Vorgänger Donnermeyer soll er darauf achten, dass peinliche Sprüche des Kanzlerkandidaten bei Interviewautorisierungen künftig unter den Tisch fallen.

Auf Verwunderung stößt Kleines Berufung allerdings nicht nur wegen seines etwas flapsigen Agierens im Netz. Problematisch erscheint, dass sich Steinbrück mit dem gebürtigen Osnabrücker ausgerechnet den Cheflobbyisten des größten deutschen Wohnungskonzerns an seine Seite geholt hat. Die Deutsche Annington, hinter der die Londoner Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma Capital Partners steht, hat den Ruf einer skrupellosen Immobilienheuschrecke, die wenig Rücksicht auf Mieterinteressen nimmt. Mit dem "Aktionsprogramm für eine solidarische Stadt und bezahlbares Wohnen", das Steinbrück im Falle seiner Wahl versprochen hat, dürften sich die Aktivitäten von Kleines bisherigem Arbeitgeber jedenfalls nur schwer vereinbaren lassen.


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