07.07.2013 |
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Instrumentalisierte Migranten |
Kommentar von Pascal Beucker |
Der Rückhalt für den türkischen Premier ist enorm. Was sich im Düsseldorfer Rheinpark abgespielt
hat, war eine Machtdemonstration. Der türkische Premier Recep
Tayyip Erdogan hat seine Anhänger in Deutschland gerufen, und
mehr sind gekommen als noch unlängst in Köln gegen ihn
demonstriert haben. So bitter die Erkenntnis auch sein mag: Der
Rückhalt für den selbstherrlichen neoosmanischen Pascha ist auch
unter den Auslandstürken immer noch enorm. Das ist das Bild, das
die Veranstalter von der nordrhein-westfälischen
Landeshauptstadt aus in die Türkei senden wollten – und leider
auch senden konnten. So befremdlich der überbordende Personenkult
sein mag, der bei zahlreichen Demonstranten zu besichtigen war:
Dass nicht nur die Erdogan-Gegner, sondern auch dessen
Unterstützer in der Bundesrepublik auf die Straße gehen, ist
selbstverständlich völlig legitim. Aber nicht nur der große Hass
auf die türkische Demokratiebewegung, der sich auf dem Platz
artikulierte, erschreckt. Für die in Düsseldorf Versammelten
sind die Protestierenden vom Gezi-Park nicht zum Symbol für die
große Sehnsucht nach einer freiheitlich-demokratischen und
humanistischen Gesellschaft geworden, sondern geben nur Anlass
für absurde Verschwörungstheorien über böse ausländische Mächte,
die die Türkei zerstören wollten. Von der gestrigen Großkundgebung geht aber
noch aus einem anderen Grund ein fatales Signal aus. Es ging der
Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die das
Massenereignis organisiert hat, weder im Vorfeld noch auf der
Kundgebung selbst auch nur eine Sekunde darum, die
Öffentlichkeit in der Bundesrepublik zu erreichen. Was sich
nicht nur daran zeigte, dass die Veranstaltung ausschließlich in
türkischer Sprache stattfand. Der UETD ging es einzig und allein
um die Wirkung in der Türkei. In ihrer Satzung gibt die UETD vor, sie sei „parteipolitisch und weltanschaulich neutral“. Auch behauptet sie, für die Integration der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischer Zuwanderungsgeschichte einzutreten. Doch das ist eine Camouflage und eine Lüge. Seit Jahren dient die UETD der AK-Partei bei ihren Versuchen, die Auslandstürken für ihre politischen Ziele einzuspannen, als eine Art 5. Kolonne. Der Verein hilft der islamistischen Partei, sie als Claqueure und Stimmvieh zu missbrauchen. So organisierte die UETD Erdogans umstrittene Auftritte 2008 in Köln und 2011 in Düsseldorf, wie sie jetzt zur Düsseldorfer Jubelveranstaltung mobilisierte. Wem es derart offensichtlich um die Instrumentalisierung der türkeistämmigen Migranten für die innenpolitischen Interessen der AK-Partei in der Türkei geht, der schadet nicht nur der Integration, sondern ist ihr erklärter Gegner. Deswegen war die gestrige Machtdemonstration nicht nur ein schlechtes Signal für die Demonstranten auf dem Taksimplatz. |
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