11.07.2013 |
Startseite taz |
Feige Universität |
Kommentar von Pascal Beucker |
Die kleine Graphic-Novel-Ausstellung nicht wieder zeigen zu wollen, ist ein skandalöser Akt der Selbstzensur. Er bedient antimuslimische Reflexe. Der überstürzte Abbruch einer kleinen
Comic-Ausstellung an der Universität Duisburg-Essen hat eine
überfällige Diskussion ausgelöst. Doch sie wird falsch geführt –
und daran hat die Ruhrgebietshochschule ihren gehörigen Anteil.
Durch ihr Lavieren hat sie zu einer fatalen Verkürzung der
Debatte beigetragen. Denn es geht hier um mehr als um die Frage
eines angemessenen Umgangs mit der vermeintlichen Verletzung
religiöser Gefühle von Muslimen. Es entspräche dem Wesen des
wissenschaftlichen Diskurses, auch gegensätzliche Standpunkte
auszuhalten, bekundet Uni-Rektor Radtke. Richtig, so sollte es
sein. An der Uni Duisburg-Essen sieht die Praxis leider anders
aus. Dass die Uni auf den handfesten Protest einer Doktorandin
mit der vorzeitigen Beendigung der Ausstellung reagiert hat, mag
einer Panikreaktion geschuldet gewesen sein, so etwas kommt vor.
Aber diese Überreaktion hätte sich schnell korrigieren lassen.
Die kleine Schau nicht wieder zeigen zu wollen, ist jedoch ein
skandalöser Akt der Selbstzensur. Geradezu aberwitzig ist es, dass die Uni
nach eigenem Bekunden Islamwissenschaftler mit einer Überprüfung
der beiden angegriffenen Plakate mit Motiven aus Craig Thompsons
„Habibi“ und Rutu Modans „Exit Wounds“ beauftragt hat. Ein
solches Vorgehen impliziert, es könne eine inhaltliche
Rechtfertigung für die Zensur geben. Damit erreicht die
Hochschule genau das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigt:
Sie bedient antimuslimische Reflexe. Wer sich die betroffene Zeichnung von Rutu Modan anschaut, der erkennt unschwer: Hier wurden keine religiösen Gefühle verletzt, Religion ist gar nicht das Thema. Stattdessen legt das Verhalten der Studentin nahe, dass antiisraelische, wenn nicht antisemitische Motive sie antrieben. Vor dieser Auseinandersetzung scheut die Hochschule zurück. |
© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen beim Autor. Direkte und indirekte Kopien sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autors. |