15.08.2013 |
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Schlagstockeinsatz am Kölner Airport |
Von Pascal Beucker und Daniel Bax |
POLIZEIGEWALT Am Flughafen Köln-Bonn soll ein
Deutschtürke von Beamten der Bundespolizei blutig und bewusstlos
geschlagen worden sein. Die Behörde widerspricht. Ein Polizeieinsatz am Flughafen Köln-Bonn
sorgt für Aufregung. Die türkische Regierung und auch die Grünen
fordern Aufklärung. Weitgehend unstrittig ist, wie es zu dem
Zwischenfall in der Nacht von Samstag auf Sonntag kam. Gemeinsam
mit seiner Frau hatte der in Duisburg lebende Tiefbauunternehmer
Yasar A. ihren Sohn und dessen Verlobte zum Flughafen begleitet,
um die beiden in den Urlaub zu verabschieden. Als sich der 51-Jährige an einem
Check-in-Schalter über den Flug nach Istanbul informieren
wollte, geriet er mit der Angestellten einer Fluggesellschaft in
einen heftigen Streit, weil er sich von ihr schlecht behandelt
fühlte. In dem Disput soll Yasar A. die Mitarbeiterin beschimpft
und beleidigt haben. Die rief daraufhin die Bundespolizei. Was dann passierte, darüber gibt es
unterschiedliche Versionen. Nach den Angaben von Yasar A. und
seiner Frau soll einer der Beamten den Sohn festgehalten haben,
um dessen Ausweis zu kontrollieren. Als Yasar A. nach dem Grund
für diese Kontrolle gefragt habe, habe ihn der Polizist brutal
am Arm gepackt und mit dem Schlagstock auf den Kopf geschlagen.
Dann sei er in Ohnmacht gefallen. Die Folge des
Schlagstockeinsatzes sei eine 3,5 Zentimeter lange Wunde am
Kopf, die im Krankenhaus hätte behandelt werden müssen. Außerdem
habe er Verletzungen am Arm erlitten. Die Bundespolizei widerspricht dieser
Darstellung. Laut einer Sprecherin habe Yasar A. vielmehr zwei
Beamte bedroht, und einem von ihnen sogar einen Fausthieb ins
Gesicht verpasst. Daraufhin habe ihm einer der Beamten mit dem
Schlagstock auf den Arm geschlagen. Die Kopfwunde habe sich der
türkische Staatsbürger, der seit 46 Jahren in der Bundesrepublik
lebt, zugezogen, als er im Gerangel auf den Boden gestürzt sei. Kritik kommt von den Grünen Die türkische Regierung kritisierte den
Polizeieinsatz scharf. „Ich verurteile die Polizeigewalt gegen
unsere Bürger auf dem Kölner Flughafen“, sagte der
stellvertretende türkische Premierminister Bekir Bozdag. Er habe
die türkische Botschaft in Berlin angewiesen, sich um den Fall
zu kümmern, teilte Bozdag in einer schriftlichen Erklärung mit. Auch die Grünen forderten eine gründliche
Untersuchung. „Die Vorwürfe an die Polizei klingen schockierend
und verlangen nach einer lückenlosen Aufklärung“, sagte der
parlamentarische Geschäftsführer der grünen Bundestagsfraktion,
Volker Beck. Der Flughafen Köln-Bonn bedauerte den Zwischenfall.
„Die Flughafengesellschaft hofft, dass der äußerst bedauerliche
Vorfall rasch aufgeklärt wird und wünscht dem Verletzten baldige
Genesung“, teilte ein Sprecher des Flughafens mit. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat inzwischen
die Ermittlungen aufgenommen. „Wir ermitteln gegen einen Beamten
wegen eines Anfangsverdachts der Körperverletzung im Amt“,
bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Außerdem werde gegen
Yasar A. wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
„Wir müssen nun klären, warum der Beamte den Schlagstock benutzt
hat, wo er den Mann getroffen hat und welche Verletzungen dabei
entstanden sind.“ Zeugenvernehmungen hätten bereits begonnen.
Auch würden Videoaufzeichnungen ausgewertet. In Bremen hat sich unterdessen das Parlament mit dem harten Polizeieinsatz in der Diskothek „Gleis 9“ vom Juni beschäftigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt dort gegen einen Polizisten, der bei dem Einsatz einen 28 Jahre alten Mann geschlagen und getreten hat. Der Ablauf des Einsatzes ist auf Videoausschnitten dokumentiert, die im Netz veröffentlicht wurden. Mehrere Beamte rangen den Mann, der zuvor aggressiv gewesen sein soll, zu Boden. Die Bremer Polizei hatte selbst Anzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt erstattet. Mehrere Bürgerschaftsabgeordnete hatten nach dem Bekanntwerden des Videos Aufklärung verlangt. |
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