28.08.2013 |
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Arme Fleischer |
Von Pascal Beucker |
Kontrollen in der deutschen
Fleischindustrie ergeben ein düsteres Bild: Unerträgliche
Arbeitsbedingungen und miese Löhne gehören zum Alltag. Je mehr ein Unternehmen auf
Werkvertragsmitarbeiter setzt, umso schlechter ist der
Arbeitsschutz. Das ist die Quintessenz, die der
nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD)
aus Kontrollen in zwei Dutzend Betrieben der Fleischindustrie an
Rhein und Ruhr zieht. Die Prüfungen, deren Ergebnisse Schneider
am Dienstag in Düsseldorf präsentierte, zeichnen ein düsteres
Bild. Unerträgliche Arbeitsbedingungen und miese Bezahlung
gehören zum Alltag in der Branche. Im Juli und August ließ Schneider 24
Großbetriebe der Fleischindustrie überprüfen. Außerdem musterte
die Arbeitsschutzverwaltung 27 Werkvertragsfirmen. Das
ernüchternde Ergebnis: Bei zwei Drittel der kontrollierten
Betriebe wurden massive Arbeitsschutzmängel festgestellt.
Beispielsweise sei der Sicherheitsabstand zwischen den
Beschäftigten beim Umgang mit scharfen Messern häufig zu gering
gewesen, erläuterte Schneider. Wer durch Unfall oder Krankheit
ausfalle, flöge raus. Bisweilen herrschten „frühkapitalistische
Bedingungen“. Auch bei der Einhaltung der
Arbeitszeitvorschriften gab es erhebliche Verstöße. In manchem
Betrieb mussten die Beschäftigten bis zu dreizehneinhalb Stunden
am Tag am Fließband stehen. Gesetzlich erlaubt sind acht
Stunden, in Ausnahmefällen zehn Stunden. „Es gibt keine Großen,
wo nichts festgestellt wurde“, sagte Schneider. Etliche
Bußgeldverfahren seien eingeleitet worden. Die Namen der
Unternehmen nannte er nicht. Schneider sieht einen engen Zusammenhang
zwischen der Nichteinhaltung gesetzlicher Schutzvorschriften und
dem Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten. „Oft werden Menschen,
insbesondere aus Mittel- und Osteuropa, unter menschenunwürdigen
Verhältnissen zu Hungerlöhnen in Deutschland beschäftigt“, sagte
der Minister. Besonders die Fleischindustrie setze verstärkt auf Werkvertragsfirmen zur Drückung der Lohnkosten. So würden sieben der kontrollierten fleischverarbeitenden Unternehmen sogar ihre gesamte Produktion ausschließlich von Billiglöhnern erledigen lassen, die bei Subunternehmern unter Vertrag stünden. Darunter seien Betriebe, in denen bis zu 15 Werkvertragsfirmen gleichzeitig tätig sind. Um dem Missbrauch von Werkverträgen Einhalt zu gebieten, kündigte Schneider eine Bundesratsinitiative an. |
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