05.09.2013

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taz

 Ende eines PR-Gags
Kommentar von Pascal Beucker

Hannelore Kraft hat die NRW-Integrationsstaatssekretärin zurecht entlassen. Der Fall Kaykin zeugt vom fragwürdigen Umgang der SPD mit der Integration.

Die Entlassung von Zülfiye Kaykin war überfällig. Überraschend ist nur, dass die NRW-Integrationsstaatssekretärin der rot-grünen Landesregierung nicht schon vor Monaten den Gefallen getan hat, freiwillig abzutreten. Und dass es erst eines Strafbefehls der Duisburger Staatsanwaltschaft gegen sie bedurfte, um Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zum Handeln zu bewegen, zeugt nicht von politischem Instinkt.

Seit mehr als zwei Jahren wabert die Affäre um Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Kaykins Tätigkeit als Geschäftsführerin der Begegnungsstätte der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Duisburg-Marxloh. Immer wieder forderte die Landtagsopposition vergeblich den Rauswurf der deutschen Muslimin. War am Anfang im Regierungslager von einer „Hetzkampagne“ die Rede, verstummten die Verteidigungsstimmen zuletzt. Zu offensichtlich wurde, dass an den Vorwürfen etwas dran ist.

Der Fall Kaykin zeugt vom fragwürdigen Umgang der SPD mit dem Thema Integration. Die damalige Oppositionsführerin Kraft hatte die Deutschtürkin vor der Landtagswahl 2010 in ihr Kompetenzteam geholt, um ein wahlkampftaktisches Gegengewicht zu dem populären CDU-Landesintegrationsminister Armin Laschet zu setzen.

Doch zur Integrationsministerin machte Kraft sie dann doch nicht, nur zur Staatssekretärin. Denn tatsächlich hat die Integrationspolitik in der Landesregierung nicht den versprochenen hohen Stellenwert.

Kaykin war in erster Linie ein PR-Gag – und zwar von Beginn an ein höchst fragwürdiger. Denn Kraft setzte ausgerechnet auf eine frühere Ditib-Funktionärin. Dabei hätte auch ihr bewusst sein müssen, dass Ditib als Vorfeldorganisation der türkischen Regierung in Sachen Integration nicht gerade an vorderster Front steht. Dass das SPD-Bundesvorstandsmitglied dann auch noch beinahe ausschließlich damit beschäftigt war, die eigene politische Haut zu retten, macht die Angelegenheit noch unerfreulicher. Gut, dass damit nun Schluss ist.


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