14.10.2013 |
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Von Pascal Beucker |
AFFÄRE
Unter Katholiken wächst der Ärger über das Gebaren des Bischofs
von Limburg. Inzwischen werden immer mehr Einzelheiten über sein
großzügiges Verhältnis zum Geld und zur Wahrheit bekannt
Der umstrittene Bischof Franz-Peter
Tebartz-van Elst hat sich am Wochenende Richtung Vatikan
verabschiedet. "Er ist aktuell in Rom", bestätigte eine
Sprecherin des Bistums Limburg am Sonntag der taz. Weitere
Details wollte oder konnte sie nicht nennen. Fest steht
allerdings, dass der 53-jährige Geistliche bei seinem Rapport im
Heiligen Stuhl einiges wird erklären müssen. Tebartz-van Elst sieht sich immer neuen
Vorwürfe ausgesetzt, immer bizarrer wirkt sein Treiben im
Zusammenhang mit dem Bau seines protzigen Bischofssitzes. Wie
ein absolutistischer Fürst soll der erzkonservative Bischof in
seinem Sprengel herrschen - und dabei wiederholt Kirchengremien
und die Öffentlichkeit getäuscht haben. Vieles spricht dafür,
dass der römisch-katholische Gottesmann nicht nur bei der Abgabe
eidesstattlicher Erklärungen mit der Wahrheit seine Probleme
hat. So berichten die Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung als auch der Spiegel, Tebartz-van Elst sei schon
vor Baubeginn darüber informiert gewesen, dass die vom Bistum
Limburg nach außen kommunizierten Zahlen über die Kosten nichts
mit der Realität zu tun haben. Unter seiner Verantwortung seien
vielmehr jahrelang systematisch die Baukosten verschleiert
worden. Damit sei sowohl die Aufsicht des Vatikans
als auch des Vermögensverwaltungsrats des Bistums unterlaufen
worden. Das Domkapitel als eigentlich höchstes Leitungsgremium
hatte der machtbewusste Kirchenfunktionär schon Ende 2008
ausgebootet und die Zuständigkeit über die Vermögensverwaltung
des Bischöflichen Stuhl, einer Art legaler Schattenhaushalt,
entzogen. Wie aus internen Unterlagen des Ordinariats
hervorgeht, gab es bereits 2009 eine grobe Kostenschätzung in
Höhe von 17 Millionen Euro, über die der Limburger Oberhirte
informiert gewesen sein soll. Eine genauere Kalkulation kam zwei
Jahre später auf 27 Millionen Euro. Die Steigerung soll insbesondere etlichen
exklusiven Sonderwünschen des Bischofs geschuldet gewesen sein.
Wie die FAS jetzt berichtete, ließ der nicht nur den gerade
angelegten Garten planieren und neu pflanzen - Kostenpunkt: eine
Dreiviertelmillion Euro. Für den "raumbildenden Ausbau" -
Einbauschränke etc. - machte der Kirchenmann auch über 477.000
Euro locker. Neue Oberlichter und zusätzliche
Deckeneinbaulautsprecher wurden auf Wunsch nachträglich
montiert. Ganz besonders haltbares - und entsprechend
kostspieliges - Sicherheitsglas für die Oberlichter in
Tebartz-van Elsts Arbeitszimmer fand sich nur in Washington, um
ein paar Beispiele zu nennen. Alljährlich schickte die Kölner
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, mit der kaufmännischen
Abwicklung des Projekts beauftragt, eine detaillierte
Kostenaufstellung an die Vertreter des Bischöflichen Stuhls,
also an den Bischof und seinen Generalvikar Franz Kaspar. Trotzdem ließ Tebartz-van Elst noch Ende Juni
verkünden, der aktuelle Kostenstand für die Arbeiten am
Diözesanen Zentrum St. Nikolaus belaufe sich "auf 9,85 Millionen
Euro". Erst Anfang Oktober räumte das Bistum ein,
die Summe des Bauvorhabens sei mittlerweile auf rund 31
Millionen Euro gestiegen. Das ist wohl nicht das letzte Wort:
Laut Welt am Sonntag rechnet die Limburger Stadtverwaltung mit
Folgekosten in Millionenhöhe. Grund dafür seien die Schäden, die
durch die Baumaßnahmen in der direkten Umgebung des
bischöflichen Hauses auf dem Domberg entstanden sind. Dadurch
könnten die Gesamtkosten auf bis zu 40 Millionen Euro steigen.
Der Bauherr bedauert Auf dem Limburger Domplatz demonstrierten am
Sonntag frustrierte Katholiken gegen das selbstherrliche Gebaren
von Tebartz-van Elst. Aus Protest ließen sie die Glocken des
Doms um 12.00 Uhr dreizehnmal schlagen. Die Austrittszahlen im
Bistum sollen in den letzten Tagen und Wochen drastisch
angestiegen sein. Der Bischof sei "betroffen über die
Eskalation der aktuellen Diskussion", teilte das Bistum am
Wochenende mit. "Er sieht und bedauert, dass viele Gläubige im
Bistum und darüber hinaus unter der gegenwärtigen Situation
leiden", heißt es in der kurzen Erklärung. Für ihn sei es
"selbstverständlich, dass die Entscheidung über seinen
bischöflichen Dienst in Limburg in den Händen des Heiligen
Vaters liegt". Als Angebot zum Rücktritt sei das jedoch nicht zu verstehen. |
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