26.12.2013 |
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Die auf den Altar sprang |
Von Pascal Beucker |
Regelmäßig sorgt Femen-Aktivistin
Josephine Markmann mit ihren Aktionen für Aufsehen. Im Kölner
Dom protestierte sie nun barbusig gegen Sexismus. Josephine Markmann hat dem Kölner Kardinal
Joachim Meisner während seiner weihnachtlichen Festmesse am
Mittwochvormittag ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht.
Gerade war der erzkatholische Gottesmann an den gut gefüllten
Reihen seiner Schäfchen vorbei zum Bischofssitz im Kölner Dom
gegangen, da sprang die Femen-Aktivistin von ihrem Platz auf,
riss sich den Ledermantel vom Leib und sprintete nur mit einem
schwarzen Slip bekleidet in den Altarraum zu dem verdutzen
Meisner, der am ersten Weihnachtstag seinen 80. Geburtstag
feierte. Auf ihren Oberkörper hatte Markmann in schwarzen
Lettern „I am God“ geschrieben. Ihre Aktion dauerte nur wenige Sekunden. Dann
stürzten sich die Domschweizer, eine Art Kirchen-Security, auf
die junge rothaarige Frau, zerrten sie aus der Kirche und
übergaben sie der Polizei. Mit ein paar blauen Flecken wurde sie
nach der Messe wieder auf freien Fuß gesetzt. „Die Kirche, so
wie jede religiöse Institution, ist mitverantwortlich für die
Unterdrückung der Frau weltweit“, begründete Markmann auf der
Facebookseite der deutschen Femen-Sektion ihren „Monoprotest“.
Gegen sie wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Störung der
Religionsausübung erstattet. Seit Anfang dieses Jahres ist Josephine
Markmann, die sich auch Josephine Witt nennt, bei den
Frauenrechtsaktivistinnen von Femen aktiv. Seitdem sorgte die
Hamburger Philosophiestudentin immer wieder für Schlagzeilen. So
zog sie im April gemeinsam mit vier Mitstreiterinnen bei
Wladimir Putins Besuch der Hannover-Messe blank. Ihren zwanzigsten Geburtstag verbrachte Markmann im Juni in einem Gefängnis in Tunesien: Aus Protest gegen die Inhaftierung der tunesischen Femen-Aktivistin Amina Tyler hatte sich Markmann zusammen mit zwei französischen Gesinnungsgenossinnen Ende Mai vor dem Justizpalast in der Hauptstadt Tunis entblößt und war daraufhin wegen „unzüchtigen Verhaltens“ zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Im Berufungsverfahren wurde die Strafe Ende Juni zur Bewährung ausgesetzt und Markmann konnte das Land wieder verlassen. Mit der auf den Bauch gepinselten Parole
„Blut & Spiele“ und im Fußballmuster bemalten Brüsten war sie
zuletzt Mitte Dezember aus Protest gegen die
Herren-Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar uneingeladen in
der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ aufgetreten. Nach ihrer Einlage im Kölner Dom nahm Kardinal Meisner erst mal eine symbolische Reinigung des Altars vor, den er dafür mit Weihwasser besprengte. Am Ende seiner Predigt bezog der greise Oberkatholik, der im kommenden Jahr endlich in den Ruhestand verabschiedet werden dürfte, Markmann in seinen apostolischen Segen ein: „Jeder hat den Segen verdient, sogar die verwirrte Frau vorhin. Sie schließe ich mit ein, sie hat es wohl auch am Nötigsten.“ |
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