69. Jahrgang / Nummer 9 / 27.02.2014 |
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Karikatur des Tages |
Von Pascal Beucker |
Die Süddeutsche
Zeitung druckt antisemitisch anmutende Zeichnung – und
distanziert sich wieder davon Langsam scheint es zur Gewohnheit zu werden.
Erneut steht die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) in der Kritik, eine
Bildkomposition publiziert zu haben, die Leser an das NS-Hetzblatt
»Stürmer« erinnert. Am vergangenen Freitag druckte das Münchner
Blatt in einer Teilauflage eine Karikatur, die den Facebook-Gründer
Mark Zuckerberg als Krake mit Hakennase und fleischigen Lippen
zeigt; die Tentakeln wecken Assoziationen an Pejes. Anlass der
Zeichnung war die Übernahme von WhatsApp durch den Facebook-Konzern. ANDRUCK Die unsägliche
Botschaft, die ihre Karikatur vermittelt, ist der Redaktion der SZ
nicht verborgen geblieben. Offensichtlich wuchsen von Andruck zu
Andruck die Skrupel. Zunächst wurde die Bildunterzeile verändert:
Aus »Krake Zuckerberg« wurde »Krake Facebook«; die zuletzt gedruckte
Ausgabe, die in München verkauft wurde, erschien dann mit Krake,
aber ohne das Gesicht Zuckerbergs. »Der Chefredakteur, der die Idee mit mir
entwickelt hatte, bekam nach Rücksprache mit der Redaktion Bedenken,
die ich sofort teilte«, begründete der Zeichner Burkhard Mohr die
Veränderung. Deswegen habe er die gesichtslose Krake nachgeschoben.
»Da war es für die Frühausgabe aber schon zu spät«, zeigte sich der
Karikaturist zerknirscht. Er habe an dem Tag »sehr unter Zeitdruck«
gestanden, rechtfertigte sich Mohr; ihm sei es um eine
karikaturistische Überzeichnung von Facebook jenseits spezifischer
Personen gegangen. Als Vorlage habe ihm der Krakenmann aus dem Film
Fluch der Karibik gedient. »Mir ist in der Situation nicht
aufgefallen, dass die Darstellung problematisch sein könnte, da ich
Zuckerberg überhaupt nicht als Juden betrachtet habe«, sagte Mohr
der Jüdischen Allgemeinen. SELBSTKRITIK Die Kritik an
seiner Karikatur könne er »absolut nachvollziehen«. Dass sie wie
eine antijüdische Hetz-Zeichnung aussähe, tue ihm sehr leid. »In
keinem Fall wollte ich einem dieser Klischees folgen«, so der in
Königswinter bei Bonn lebende Künstler, der auch für die FAZ, das
Handelsblatt oder die Stuttgarter Zeitung arbeitet. Für ihn als
Karikaturisten sei es »ein Desaster, in eine derartige Schublade
gesteckt zu werden«. Wer seine Zeichnungen und ihn kenne, wisse,
»dass es mir völlig fernliegt, Menschen ob ihrer Nationalität,
religiösen Einstellung oder Herkunft zu diffamieren«. Die SZ distanziert sich inzwischen öffentlich von
dem Machwerk. »Wir entschuldigen uns für die Karikatur«, heißt es
etwa auf Twitter. Das Problem ist nur: Die SZ ist
Wiederholungstäterin. Zuletzt sorgte sie im Sommer 2013 für
Aufregung, als sie zu einer Zeichnung, die ein mit Messer und Gabel
bewaffnetes Monster zeigte, schrieb: »Deutschland serviert. Seit
Jahrzehnten wird Israel, teils umsonst, mit Waffen versorgt. Israels
Feinde halten das Land für einen gefräßigen Moloch.« Erst nach heftigen Protesten sah sich die Redaktion damals zu einer Entschuldigung veranlasst: »Die Veröffentlichung der Zeichnung in diesem Kontext war ein Fehler.« Nun kam also ein neuer Fehler hinzu. |
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