12.02.2014

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taz

 Kein Problem für die Stadtoberen
Kommentar von Pascal Beucker zu der Anklageerhebung zur Duisburger Loveparade

Jetzt ist es endlich so weit: Die Staatsanwaltschaft gibt bekannt, wen sie für die Loveparade-Tragödie in Duisburg zur Rechenschaft ziehen will. Die eigentlich Verantwortlichen für die Massenpanik, bei der im Juli 2010 21 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden, werden nicht dabei sein.

Unzweifelhaft hat eine fatale Mischung aus Größenwahn und Inkompetenz zu der Katastrophe geführt. Obwohl schon im Vorfeld gravierende Mängel beim Sicherheitskonzept auffielen, ignorierten die Stadtoberen alle Warnungen. Trotzdem muss der damalige Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der die Techno-Sause auf Biegen und Brechen in seiner Stadt haben wollte, ebenso wenig mit einer Anklage rechnen wie der McFit-Fitnessketten-Betreiber Rainer Schaller, dessen Firma Lopavent die Loveparade organisiert hatte.

Dass sie nicht gründlich ermittelt hätte, kann der Staatsanwaltschaft nicht vorgeworfen werden. Mehr als 3.500 Zeugen wurden vernommen, 900 Stunden Videomaterial von Überwachungskameras und Besucherhandys gesichtet, Hunderte Terabyte Daten ausgewertet. Und juristisch sind nur die belangbar, die das Spektakel konkret umgesetzt haben, nicht die politisch und moralisch Verantwortlichen. So wird sich die Staatsanwaltschaft nur der Untergebenen annehmen können.

Treffen wird es wohl den seinerzeitigen Stadtentwicklungsdezernenten, fünf Mitarbeiter des städtischen Bauamts sowie vier von Lopavent. Sie müssen damit rechnen, ab dem kommenden Jahr wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht zu stehen. Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde Sauerland bis heute als Oberbürgermeister amtieren. Wenigstens das haben die Duisburger mit seiner Abwahl vor zwei Jahren verhindert.


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