25.07.2014 |
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Eine bitterböse Abrechnung |
Von Pascal Beucker |
Die Uni Düsseldorf hat den Fall der
ehemaligen Wissenschaftsministerin Annette Schavan zu den Akten
gelegt – mit einem Abschlussbericht, der sich gewaschen hat. An die unerfreuliche Episode dürfte Annette
Schavan nicht mehr so gerne erinnert werden. In ihrer
Abschiedsrede im Bundestag Ende Juni erwähnte die
christdemokratische Ex-Wissenschaftsministerin ihre
Plagiatsaffäre, die ihr im Februar vergangenen Jahres den
Doktortitel kostete, mit keinem Wort. Jetzt hat auch die
Düsseldorfer Universität den Fall zu den Akten gelegt – mit
einem Abschlussbericht, der sich gewaschen hat. Verfasst hat das an den Uni-Senat
adressierte und als „vertraulich“ gekennzeichnete Papier der
Dekan der Philosophischen Fakultät, Bruno Bleckmann. Es liest
sich wie eine bitterböse Abrechnung mit Schavan und etlichen
Granden des Wissenschaftsbetriebs, die ihr beim Kampf um den
Titel als willige Helfer zur Seite sprangen. Auf 24 Seiten plus 49-seitigem Anhang
dokumentiert Bleckmann die direkten und indirekten
Einflussnahmen, mit denen renommierte Professoren und
Wissenschaftsfunktionäre zugunsten Schavans intervenierten. Es
habe eine „partiell orchestrierte Kampagne gegen die
Philosophische Fakultät“ gegeben. Dadurch sei der Eindruck
entstanden, „es gehe um einen Konflikt innerhalb der
Wissenschaft, obwohl das eigentlich nur in dem Sinne richtig
sein kann, in dem es einen Konflikt zwischen Astrologen und
Astronomen, zwischen Kreationisten und Vertretern der
Evolutionstheorie gibt“. Bleckmann lässt kein gutes Haar an der
eigenen Zunft. „Aktive Präsidenten von
Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen waren – auch hier
ohne Kenntnis der Aktenlage und in flagranter Verletzung des
Autonomieprinzips – an vorderster Front“, schreibt der
Düsseldorfer Althistoriker. Dazu zählt er – neben vielen anderen
– den damaligen Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, den
Ex-DFG-Präsidenten Ernst-Ludwig Winnacker sowie den Ex-Leiter
des Cusanuswerks Ludger Honnefelder.
„Wie vor der preußischen
Promotionsreform“ Nicht nur der Chef der
Hochschulrektorenkonferenz Horst Hippler habe gefordert, „die
politischen Dimensionen zu würdigen und den Gleichheitsgrundsatz
zu verletzen“. Sarkastisch konstatiert Bleckmann, da könne „man
auch zur früheren Promotionskultur zurückkehren und Doktorgrade
wieder gegen Geldleistungen oder das Ausrichten eines Festmahls
ausstellen, wie vor der preußischen Promotionsreform vielfach
üblich.“ Die Verbitterung über die scharfen
Angriffe, denen sich die Fakultät ausgesetzt sah, sitzt bei
Bleckmann tief. „Intensiv blühte das Genre der ungefragten, aber
emotional und mitunter auch in persönlich beleidigender Form
vorgebrachten Expertise“, konstatiert er. „Die zahlreichen
verbalen Entgleisungen sind vielleicht dereinst für die
historische Invektivenforschung von Interesse“. Ein anschauliches Beispiel liefert die
Mail, die der Augsburger Professor Klaus Kienzler an seinen
Düsseldorfer Kollegen Stefan Rohrbacher schrieb. Rohrbacher, der
im Auftrag der Philosophischen Fakultät die Dissertation von
Schavan untersucht hatte, sei im „Jagdfieber“, verbreite
„Verleumdungen“ und betreibe „Rufschädigungen“. Entweder sei er
wohl „von irgendeiner Seite beauftragt“ oder „professorale
Ehrsucht“ sei sein Motiv. Schavan selbst habe „in ständiger
Verquickung ihrer persönlichen Betroffenheit und ihrer Rolle als
Wissenschaftsministerin mit immer wieder neuen Äußerungen dazu
beigetragen, falsche Vorstellungen über das, worüber verhandelt
worden ist, zu erwecken“, so Bleckmann. Nachdem das Verwaltungsgericht im März
dieses Jahres die Aberkennung ihres Doktortitels bestätigte,
habe sie sich als „schlechte Verliererin“ gezeigt: „Die
vollkommen eindeutige und unmissverständliche Bestätigung
unseres Standpunktes durch das Verwaltungsgericht hat bei der
Ex-Ministerin zu keinerlei Modifikation dieser Haltung geführt.“ Die Niederungen des deutschen Politik- und Wissenschaftsbetriebs hat Annette Schavan inzwischen gegen ein schönes Büro in der Via di Villa Sacchetti in Rom getauscht. In diesem Monat trat die gläubige Katholikin ihren neuen Job als Botschafterin der Bundesrepublik im Vatikan an. Die Uni Düsseldorf verlieh vor ein paar Tagen ihren Professoren Bleckmann und Rohrbacher die Universitätsmedaille. Als Auszeichnung für ihre „beispielhafte akademische Zivilcourage“. |
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