24.09.2014 |
Startseite taz |
Islamisten im Clinch |
Von Pascal Beucker |
TERRORISMUS Deutsche IS-Anhänger streiten sich offenbar mit anderen Salafistengruppen. Nicht nur in Syrien und dem Irak befindet
sich der Islamische Staat (IS) auf dem Vormarsch. Die
islamistische Killertruppe sorgt auch für Verheerungen in der
Bundesrepublik – und zwar da, wo es nicht unbedingt zu erwarten
ist: innerhalb der militanten salafistischen Szene. Offenkundig setzen IS-Anhänger andere
Terrorsympathisanten massiv unter Druck. Davon berichtet
jedenfalls Bernhard Falk. Der frühere Linksterrorist und heutige
Salafist, der sich mittlerweile Muntasir bi-llah nennt, hat
einen „dringenden Appell“ an die IS-Anhänger gerichtet, mit
ihrem „destruktiven Vorgehen“ hierzulande aufzuhören. Der zum Islam konvertierte einstige
Aktivist der Antiimperialistischen Zellen (AIZ), der 1999 wegen
vierfachen Mordversuchs und Sprengstoffanschlägen zu 13 Jahren
Gefängnis verurteilt wurde, ist einer der lautstärksten
Propagandisten eines radikalislamischen Gottesstaats nach
Taliban-Prägung. Seine derzeitige Hauptbeschäftigung ist die
Betreuung vermeintlich „politischer Gefangener“ muslimischer
Provenienz. Darunter auch IS-Anhänger. Doch die legen
augenscheinlich nicht mehr viel Wert darauf. Denn Falk lehnt den
Führungsanspruch der Terrormiliz ab, bleibt stattdessen den
Al-Qaida-Gruppen treu. Das „Markenzeichen des Islamischen Staats“
sei „das Begehen von Kriegsverbrechen“, distanzierte sich Falk
in einer Videobotschaft. Es handele sich um eine Gruppe, die
„muslimisches Blut an den Händen hat, die gegen andere
Mudschaheddin-Gruppen sehr brutal vorgeht“. Das wirke sich auch
auf die Situation in der BRD aus. In seinem Fall gehe das „bis
hin zu Todesdrohungen“. Ermittlungen gegen Lau Unterdessen bestätigten Justizkreise, dass
die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen den Mönchengladbacher
Salafisten Sven Lau ermittelt. Dabei geht es vor allem um seine
mehrfachen Reisen nach Syrien, bei denen er auch mit IS-Kämpfern
zusammengetroffen sein soll. Bisher behauptet Lau, seine
Abstecher in die Bürgerkriegsregion hätten rein humanitären
Zwecken gedient. Einen Bericht des Focus, nachdem ein Foto aus dem Jahr 2013 von einer Visite bei islamistischen Terrorbrigaden stamme, hat er inzwischen dementiert. Das Bild, das ihn 2013 im syrischen Aleppo auf einem T-62-Panzer mit Kalaschnikow in der Hand zeigt, sei bei einem Besuch der Freien Syrische Armee entstanden. |
© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen beim Autor. Direkte und indirekte Kopien sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autors. |