02.10.2014

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taz

 EHC wird abgeschoben
Von Pascal Beucker

SKANDAL Firma darf kein weiteres Heim betreuen.

Der Misshandlungsskandal in der Flüchtlingsunterkunft in Burbach führt zu ersten Konsequenzen für den umstrittenen Betreiber European Homecare (EHC). Zumindest den künftigen Bewohnern einer neuen Notunterkunft in Bonn-Bad Godesberg wird die "Betreuung" durch das profitorientierte Essener Unternehmen erspart bleiben. Das hat jetzt die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD) angekündigt.

Sie schließe aus, dass EHC die Bonner Einrichtung betreiben werde, teilte Walsken mit. Hintergrund seien die am Wochenende bekannt gewordenen Übergriffe durch Sicherheitskräfte in anderen Landeseinrichtungen.

EHC-Geschäftsführer Sascha Korte begrüßte derweil in einer Erklärung die Ankündigung von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), dass es künftig einheitliche Qualitätsstandards für Sicherheitsdienste gebe. "Klar ist aber auch, dass beauftragte Sicherheitsunternehmen nicht alle neuen Anforderungen von heute auf morgen erfüllen können", schränkte er ein. Außerdem wies Korte darauf hin, dass er zwar die Übergriffe "nach wie vor abscheulich und unentschuldbar" halte. Es sei ihm "aber auch wichtig, dass in der nun folgenden Diskussion die Realität in den Einrichtungen nicht zu kurz kommt".

Unterdessen verdichten sich Hinweise, dass einige der bislang in der Burbacher EHC-Einrichtung eingesetzten Sicherheitsleute aus der rechtsextremen Szene stammen. So trägt der Wachmann, der seinen Fuß in den Nacken eines gefesselt am Boden liegenden Flüchtlings stellte und sich dabei fotografieren ließ, die bei Nazis beliebte Tätowierung "Ruhm und Ehre" auf dem Unterarm. Ein anderer berichtete dem SiegerlandKurier, mehrere ehemalige Kollegen hätten "einen deutlich erkennbaren rechten Hintergrund". Sie seien regelrecht scharf darauf gewesen, bei mutmaßlichen Verstößen die Zimmer der Flüchtlinge zu stürmen, und intern "SS-Trupps" genannt worden.


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