Einer
der angesehensten Finanzminister ist Mitglied im Sparclub
IC 72.
Grund zum Feiern
hatte er keinen. An diesen Jahreswechsel wird sich Heinz
Schleußer trotzdem wohl noch lange zurückerinnern. Denn
in der Düsseldorfer "Flug-Affäre" wird es
für den dienstältesten Finanzminister der Republik
langsam eng. Mit der regen Flugtätigkeit des
nordrhein-westfälischen SPD-Politikers und anderer
NRW-Minister mit dem Privatjet-Service der Westdeutschen
Landesbank (WestLB) beschäftigt sich bereits ein
parlamentarischer Untersuchungsausschuss. Drei Tage vor
dem Jahreswechsel hat die Staatsanwaltschaft nun auch
noch ein Ermittlungsverfahren gegen Schleußer
eingeleitet - wegen des Verdachts der Verletzung des
Dienstgeheimnisses. Geklärt werden soll die Frage, die
vor drei Jahren schon den Düsseldorfer Landtag
beschäftigte: Hat Schleußer seinen Freund Friedel
Neuber, den Vorstandschef der WestLB, vorab über eine
bevorstehende Großrazzia in dem Bankhaus informiert?
Der
Ausgangspunkt für das jetzt eingeleitete
Ermittlungsverfahren liegt drei Jahre zurück. Am 3.
September 1996 führten Steuerfahndung und
Staatsanwaltschaft bei der WestLB eine Razzia wegen des
Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung durch.
Doch die Durchsuchungsaktion verlief für die Fahnder
frustrierend. Man habe die Bank geradezu klinisch
gereinigt vorgefunden, hieß es später aus
Justizkreisen. Schon damals kursierten Gerüchte, dass
die WestLB, in deren Verwaltungsrat Schleußer sitzt,
vorab aus Kreisen der Landesregierung gewarnt worden war.
An der WestLB hält das Land 43,2 Prozent der Anteile.
Der Haushalts- und Finanzausschuss sowie das Plenum des
Landtags untersuchten die Vorwürfe. Belege ließen sich
jedoch seinerzeit nicht finden.
Im
Herbst diesen Jahres bekam die WestLB erneut Besuch von
der Steuerfahndung. Im Laufe der Ermittlungen, so ein
Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft, habe sich
der Verdacht erhärtet, dass bei dem Bankhaus "dem
Kundenwunsch nach einer anonymisierten
Vermögensverschiebung systematisch entsprochen
wurde". Auch das Privathaus von Neuber wurde
durchsucht. Gefunden hätten die Fahnder
"erwartungsgemäß nichts", so Neuber. Mit dem
WestLB-Chef und früheren SPD-Landtagsabgeordneten
verbindet Schleußer seit ihrer gemeinsamen
niederrheinischen Juso-Zeit eine enge persönliche
Freundschaft. Darüber hinaus gehört Schleußer ebenso
wie Bundespräsident Johannes Rau und Ministerpräsident
Wolfgang Clement dem von Neuber 1972 initiierten und von
der WestLB gemanagten Investmentclub "IC 72"
an.
CDU-Fraktionschef
Meyer forderte die Beurlaubung Schleußers bis zur
Klärung der Vorwürfe. "Jedem Beamten und
Steuerzahler müssten die Ohren klingen, wenn
ausgerechnet der Finanzminister in den Verdacht gerät,
die Steuerfahndung bei der WestLB im Vorfeld verraten zu
haben." Clement hält jedoch weiter unbeirrt an
seinem Finanzminister fest. Die angebliche WestLB-Affäre
sei eine "Luftnummer". Schleußers Angaben
seien "absolut klar und glaubwürdig", und er
sei "zu Recht einer der angesehensten Finanzminister
in Deutschland". Schleußer selbst bestreitet
vehement, Dienstgeheimnisse an die WestLB weitergegeben
zu haben. Er hoffe, dass das Verfahren "zügig
durchgeführt und ebenso zügig wieder eingestellt
wird".
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