21.09.2000



Schutzengel auf dem Flughafen

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Aachener Nachrichten

*   Schutzengel auf dem Flughafen
Von Pascal Beucker

Aktion gegen Kindersextourismus angelaufen.

Sri Lanka ist eine beliebte Urlaubsinsel. Doch nicht alle Touristen kommen wegen der schönen Strände. Denn der asiatische Inselstaat gilt auch als einZentrum für den internationalen Sextourismus und besonders als "Paradies für Pädophile", in dem Kinder billig und ungefährlich zu kaufen sind.

So würden bereits Fünfjährige aus Sri Lanka im Internet angeboten, berichtet AnthonyPinto. Der Pater besucht zur Zeit auf Einladung des in Aachen ansässigen Internationalen katholischen Missionswerks missio die Bundesrepublik, um über erschreckende Situation in seinem Heimatland zu informieren. Am Weltkindertag nahm er an einer von missio organisierten Aktiongegen den Kindersextourismus auf dem Köln/Bonner Flughafen teil.

Freier aus USA und Europa

33.000 Kinder, die Mehrzahl Jungen, prostituierten sich in Sri Lanka. Die Jungen gerieten hauptsächlich aufgrund äußerster Armut und auch ausUnwissenheit in die Prostitution, so Pater Pinto. Die "Freier" kommen aus den USA und Europa, hier vor allem aus Deutschland und den skandinavischenLändern. Es sei eine "skandalöse Tatsache, dass jährlich 400.000 deutsche Sextouristen in die weite Welt fliegen und nur das Eine wollen", sagt Armin Ehl, Vizepräsident von missio.

"Einige tausend davon schrecken sogar vor Sex mit Kindern nicht zurück." Sri Lanka sei nur eines von vielen beliebten Zielländern in der sogenannten Dritten Welt für diese abscheuliche Form von"Urlaubsvergnügen". missio will über die Problematik der Kinderprostitution aufklären. Aus diesem Grund hat die katholische Organisation die "Aktion Schutzengel" ins Leben gerufen. "Wir wollen mit der Aktion Menschen in Deutschland sensibilisieren", erklärt Ehl. missio-Mitarbeiter sprechen deswegen auf Flughäfen Urlauber an und bitten sie, sich als Zeichen der Solidarität fotografieren zu lassen.

"Schutzengel" ablichten

Ziel sei es, so der missio-Vize, 400.000 plus mindestens einen solcher "Schutzengel" abzulichten, "um zu zeigen: Die 400.000 Sextouristen sind in der Minderheit, die Zahl der Engel ist größer". Die unter anderem von Bundespräsident Johannes Rau unterstützte Aktion soll exakt ein Jahr laufen - bis zum nächsten Weltkindertag am 20. September 2001. Dabei geht es nicht nur um Symbolik: "Wir haben Sponsoren gefunden, die für jeden fotografierten ,Engel´ eine Mark für unsere Hilfsprojektespenden wollen", so Ehl.

Eines der missio-Projekte ist das des Paters Pinto: In seinem Kinderschutzzentrum für missbrauchte Minderjährige in Sri Lanka betreut er die Opfer des Sextourismus und versucht, ihnen eine Lebensperspektive zurückzugeben.


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