19.10.2000



Schatzkammer ist kein Heiligenschrein

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Aachener Nachrichten

*   Schatzkammer ist kein Heiligenschrein
Von Pascal Beucker

Nach sechs Jahren vollendeten die Kölner das Millionenprojekt.

Noch wird in der neuen Schatzkammer des Kölner Domes kräftig gearbeitet. "Aber am Samstag wird alles fertig sein", sagte gestern Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Das muss es auch. Denn dann schreitet Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zur Einweihung.

Sechs Jahre dauerte die Planungs- und Bauzeit für die neue Schatzkammer in den historischen Kellerräumen des Doms. "Der Bauvorgang war ungeheuer schwierig", so Barbara Schock-Werner. So gab es beispielsweise Wassereinbrüche. Dompropst Bernard Henrichs ergänzte, das Projekt habe zweimal kurz vor dem Abbruch gestanden. Nun ist er froh, dass es doch beendet wurde. Die lange Bauzeit sei zwar ungewöhnlich, aber: "Auch das Ergebnis ist außergewöhnlich."

Auf drei Ebenen

Der reichhaltige Kirchenschatz des Kölner Doms besteht aus Schreinen und Reliquiaren und allen Arten von im Gottesdienst benötigten Geräten wie Kelchen, Monstranzen, Kreuzen und Ölgefäßen. Auch Bücher für die Liturgie und Messgewänder, Bischofsstäbe, Brustkreuze und andere Amtsinsignien gehören dazu.

Vieles davon war bislang der Öffentlichkeit nicht zugänglich. "Die alten Räume waren absolut unzureichend", sagt Rolf Lauer, der Leiter des Dombauarchivs. Nun umfasst der Ausstellungsbereich des Domschatzes drei Ebenen, die Ausstellungsfläche wuchs von 100 auf mehr als 500 Quadratmeter. Den Mittelpunkt bildet die "Heiltumskammer" mit dem barocken Engelbertschrein aus dem Jahre 1633.

Zusammen mit der Gestalterin Ingrid Bussenius hat Lauer die neue Ausstellungskonzeption entwickelt - kein leichtes Unterfangen. "Eine Domschatzkammer ist kein normales Museum", erklärt Lauer.

Schließlich werden die ausgestellten Gegenstände vielfach bis heute im Gottesdienst gebraucht. Und selbst wenn dies aus konservatorischen Gründen nicht mehr möglich ist, bewahren sie doch "eine besondere Aura", so Lauer. Denn sie vermitteln dem Betrachter nicht nur historische, kunsthistorische oder kunsttechnische Erkenntnisse, sondern lassen ihn auch an ihrer ursprünglichen Bestimmung als Teil der katholischen Glaubensverkündung teilnehmen.

Trotzdem ist Lauer nicht der Versuchung erlegen, einen großen Heiligenschrein zu kreieren. "Wir haben auf eine kühle, symmetrische Präsentation geachtet", so Lauer. Dabei stünden die einzelnen Objekte im Zentrum. "Wir wollten auf Inszenierungen verzichten, die etwas vortäuschen."

Rund elf Millionen Mark hat der neue Schatzkammerbau des Architekten der Dombauverwaltung Bernd Billecke gekostet. Hinzu kommen vier Millionen Mark für die Einrichtung. "Fast die gesamten Kosten sind von Mitgliedern des Zentral-Dombau-Vereins aufgebracht worden", sagt Dompropst Henrichs. Einzelne Sponsoren trugen zu den Einrichtungskosten bei.

"Der Dom und die Stadt Köln haben mit diesen Räumen eine ganz besondere Attraktion bekommen", ist sich Dombaumeisterin Schock-Werner sicher. Nach der Einsegnung durch Kardinal Meisner ist die neue Domschatzkammer am Samstag ab 15 Uhr für alle geöffnet.


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