27.10.2000



Auch der OB zeigt nun "Mut gegen rechts"

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Aachener Nachrichten

*   Auch der OB zeigt nun "Mut gegen rechts"
Von Pascal Beucker

Groß-Kundgebungen gegen den Aufmarsch von Neonazis in Düsseldorf.

Mit gleich zwei Großkundgebungen wollen sich morgen die Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger dem Rechtsextremismus in ihrer Stadt entgegenstellen. "Keiner sollte zu Hause bleiben", fordert der Düsseldorfer Stadtsuperintendent Ernst-Jürgen Albrecht.

Albrecht ist Initiator eines breiten Bürgerbündnisses, an dem sich Gewerkschaften, Parteien, die Jüdische Gemeinde, Pax Christi, der Ausländerbeirat der Stadt und auch die Heimat- und Bürgervereine beteiligen. Das Bündnis ruft unter dem Motto "Düsseldorf gegen rechte Gewalt!" zu einer Kundgebung um 12 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Unterstützt wird Veranstaltung auch vom Stadtsportbund und der Rheinbahn. Das Verkehrsunternehmen möchte "hiermit einen Beitrag für eine weltoffene, tolerante und friedfertige Stadt Düsseldorf leisten". Nach anfänglichem Zögern haben auch dir örtliche Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer ihre Mitglieder zu einer Teilnahme aufgerufen. Als Hauptredner wird Paul Spiegel, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden, sprechen.

Schon für 9.30 Uhr ruft ein "Bündnis gegen rechts" - Grüne, Jungsozialisten, PDS, örtlicher Uni-AStA und diverse linke Gruppen - zu einer "antifaschistischen Demonstration" vor der Kunstsammlung am Grabbeplatz auf. Beteiligen wollen sich auch die "Toten Hosen", Düsseldorfs berühmteste Musikband.

Aktueller Anlass für beide Veranstaltungen ist ein angekündigter Aufmarsch rechtsextremistischer und neonazistischer Gruppen in der Landeshauptstadt am selben Tag. Angemeldet von einem Dormagener NPD-Funktionär, wollen die Rechten gegen "eine riesige Hetzkampagne gegen die gesamte Nationale Opposition" protestieren und für "Meinungsfreiheit" demonstrieren. Was das bedeutet, konnte am vergangenen Wochenende bereits in Dortmund beobachtet werden. Dort hetzte der einschlägig bekannte Hamburger Neonazi Christian Worch vor mehreren hundert Gesinnungsgenossen gegen "ein kleines Land, wo die Leute krumme Nasen haben" und forderte einen "nationalen und sozialistischen Staat". Die "Antifa-Kok", ein Zusammenschluss mehrerer antifaschistischer Düsseldorfer Initiativen, rechnet mit bis zu tausend Teilnehmern an der rechten Demonstration am Samstag.

Der geplante braune Aufmarsch hat auch den Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin alarmiert, der bisher nicht als Vorkämpfer gegen rechts in Erscheinung getreten war. Er fände es unerträglich, "dass mir 500 rechtsradikale Typen durch die Stadt latschen", so Erwin. "Wir müssen was tun!", schrieb er anlässlich der geplanten Nazi-Demonstration in einem Brief an alle 9600 Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Nachdem sich der Christdemokrat noch Mitte August nicht zu einer Teilnahme an einer auch vom Stadtrat unterstützten Demonstration "Mut gegen rechts" durchringen konnte, da sich an ihr auch linke Gruppen beteiligten, ruft er nun zu der Kundgebung des Bürgerbündnisses auf. Die Landeshauptstadt müsse "ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und rechte Gewalt setzen", so Erwin.


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