18.03.2000



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taz

*   Auch die Opposition trauert
Von Pascal Beucker

Kölns CDU-Oberbürgermeister Harry Blum ist gestorben. Der beliebte Politiker war nur ein halbes Jahr im Amt. Wann und wie sein Nachfolger gewählt wird, ist noch unklar.

Gerade sechs Monate waren ihm für seinen Versuch gegönnt, "frischen Wind" in die Kölner Kommunalpolitik zu bringen. Gestern um 3.10 Uhr morgens starb Harry Blum auf der Intensivstation im Herzzentrum der Uniklinik Köln. Nach Angaben der Stadt Köln erlag er einem nicht mehr zu beherrschendem Organversagen.

Der 55-Jährige war am 27. Januar mitten im Karneval nach einem Tanzunterricht bei den Roten Funken mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nach einer schweren Bypass-Operation war ihm am Mittwoch ein Kunstherz implantiert worden. Da hoffte seine Frau noch, wie sie in einem offenen Brief erklärte, "dass die vielen Genesungswünsche und Gebete für meinen Mann die ersehnte Wirkung haben werden".

Die Kölner verlieren nicht nur ihren ersten direkt gewählten, sondern auch den nach 43-jähriger SPD-Vorherrschaft ersten christdemokratischen Oberbürgermeister. Blum hatte sich im September letzten Jahres gegen die Grüne Anne Lütkes in der Stichwahl durchgesetzt, nachdem der SPD-Kandidat über eine Aktienaffäre gestolpert war.

Über alle Parteigrenzen hinweg wurde die Nachricht vom Tod Harry Blums mit Trauer aufgenommen. Er habe mit seiner herzlichen und menschlichen Art "die Herzen aller Kölner und aller, die sich als solche fühlen, erobert", sagte der Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Roland Appel, in einer ersten Reaktion. Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) bezeichnete Blum als jemanden, "der immer bereit war, sich für die Interessen Kölns mit großem Engagement bis zur Erschöpfung einzusetzen".

Mit dem Tod Blums verliert die CDU/FDP-Koalition ihre absolute Mehrheit im Kölner Rat. Wegen einer im April anstehenden Änderung der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung ist juristisch zurzeit noch umstritten, ob der Nachfolger Blums vom Stadtrat gewählt werden kann oder in einer Direktwahl ermittelt werden muss. Es wird erwartet, dass die CDU nicht versuchen wird, eine Direktwahl zu umgehen.


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