Kölns
neuer OB heißt Fritz Schramma und hat schon so einige
politische Wandlungen hinter sich.
Gerade war
das vorläufige amtliche Endergebnis verkündet, da
marschierte das Blasorchester der "Domstädter"
ins Kölner Rathaus ein und intonierte "In unserem
Veedel". Ein passender Abschluss der
Oberbürgermeisterwahl: Immer wieder hatte sich der
siegreiche CDU-Kandidat Fritz Schramma als "ne echte
Kölsche Jong" angepriesen. Seine Gegenkandidatin
denunzierte der Studiendirektor hingegen als
"Zugereiste", die erst seit vierzig Jahren in
der Domstadt lebe und nicht richtig Kölsch könne.
Das
zumindest kann Schramma. Wie könnte es anders sein bei
einem, der die Stadthöchstens für einen Mallorca-Urlaub
verlässt. Schramma wohnt in Köln, ist in Köln geboren,
in Köln zur Schule gegangen und hat in Köln studiert.
Und während seine Konkurrentin im Wahlkampf auf Bundes-
und Landesgrößen setzte, spottete er: "Es wäre
das erste Mal, dass sich die Kölner von den Preußen
sagen ließen, was sie zu tun haben - soll wirklich die
,Letzte in Düsseldorf` die ,Erste in Köln'
werden?"
Mit
solchen Sprüchen traf der Christdemokrat den Nerv der
Wähler. Noch vor einem drei viertel Jahr war er ein fast
unbekannter Hobbypolitiker. Erst der Tod seines
populären Parteifreundes Harry Blums im März ließ
Schramma ungewollt ins Rampenlicht treten. Mitten im
Karneval übernahm er kommissarisch die Amtsgeschäfte -
und das hieß vor allem: viele Auftritte und eine
Bekanntheit, an die Brunn trotz Ministertätigkeit in
Düsseldorf nicht herankam.
Wer
Schramma für einen einfältigen Provinzler hält,
unterschätzt den 53-Jährigen. Denn zu Köln gehört
nicht nur Lokalpatriotismus - die Kölner sind auch stolz
auf ihre demonstrative Liberalität und Toleranz.
Schramma hat das frühzeitig begriffen. Mit dem Slogan
Köln sei "weder schwarz noch rot, sondern
bunt" warb er in dem schwul-lesbischen Monatsmagazin
Queer und bot sich "den vielen Menschen, die
hier in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, als
Gesprächspartner" an.
Schramma
trat für die eingetragene Partnerschaft ein, sprach sich
gegen die "Kinder statt Inder"-Kampagne des
CDU-Landesvorsitzenden Jürgen Rüttgers aus, betonte
immer wieder sein freundschaftliches Verhältnis zu den
in Köln traditionell starken Grünen und versprach, die
Ratskooperation mit ihnen nach der Wahl zu intensivieren.
Die Grünen dankten es ihm, indem sie auf einen
Wahlaufruf zugunsten Brunns verzichteten.
Trotzdem:
Schramma ist kein Liberaler. An der Kampagne gegen die
doppelte Staatsbürgerschaft etwa beteiligte er sich -
denn die lag lange vor seiner Nominierung zum Kölner
OB-Kandidaten.
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