Der
Parteirat der Bündnisgrünen hat mit acht zu zwei
Stimmen alle Parteimitglieder aufgefordert, keine
Blockaden gegen Castor-Transporte zu unterstützen.
Barbara Steffens, stellvertretende grüne
Fraktionsvorsitzende im Landtag von NRW, hält den
Parteiratsbeschluss für grundsätzlich richtig.
Noch
letzte Woche haben die NRW-Grünen beschlossen, sich an
gewaltfreien Protesten gegen Castor-Transporte nach Ahaus
zu beteiligen. Gilt das jetzt nicht mehr?
Barbara
Steffens: Doch, das gilt noch. Wenn das Interimslager
in Neckarwestheim genehmigt wird, gibt es keinen Grund,
Transporte durch das Land zu schicken. Gerade die Weisung
des Bundesumweltministers an die baden-württembergische
Landesregierung zeigt das. Von daher ist es richtig, dem
Betreiber von Neckarwestheim klarzumachen, dass nicht
notwendige Transporte unterlassen werden müssen.
Bedeutet
der grüne Parteiratsbeschluss nicht eine
Entsolidarisierung mit der Anti-AKW-Bewegung?
Barbara
Steffens: Nein, wir haben dem Atomkonsens
mehrheitlich zugestimmt. Dass daraus Konsequenzen für
die Umsetzung des Ausstiegs folgen würden, war allen
klar. Trotzdem werden wir weiterhin deutlich machen, dass
ein schnellerer Ausstieg wichtig ist, und weiter die
Gefahren der Atomindustrie benennen. Denn noch könnte
der Ausstieg von anderen politischen Mehrheiten nach der
nächsten Bundestagswahl gekippt werden.
Halten
Sie den Beschluss vom Montag für sinnvoll?
Barbara
Steffens: Grundsätzlich ja. Aber ich finde es
schwierig, dass "von oben" den Kreis- und
Ortsverbänden Verhaltensregeln aufgegeben werden. Es
macht doch einen Unterschied, ob deutscher Atommüll aus
dem Ausland zurückgenommen werden muss oder ob wir ihn
trotz Interimslager ideologisch motiviert durchs Land
geschickt bekommen. Und ich halte es auch bei notwendigen
Transporten für sinnvoll, den Verantwortlichen mit
friedlichen Demonstrationen deutlich zu machen, dass es
einen breiten Teil der Bevölkerung gibt, der einen
schnelleren Ausstieg will.
Die
Blockade "notwendiger Transporte" sei mit dem
Atomkonsens nicht vereinbar, heißt es in dem grünen
Beschluss. Halten Sie Castor-Transporte aus
Neckarwestheim oder Gundremmingen nach Ahaus für
notwendig?
Barbara
Steffens: Wenn das Interimslager genehmigt wird, sind
die Transporte eindeutig nicht notwendig. Wir werden
dann, genau wie in der Vergangenheit, zu Demonstrationen
und gewaltfreien Protesten gegen diese Transporte, also
gegen den Betreiber, aufrufen.
Auch
zu Blockaden?
Barbara
Steffens: Zu Blockaden haben wir nie aufgerufen,
sondern zum gewaltfreien Protest.
Was
werden Sie persönlich machen, wenn die Castoren kommen?
Barbara
Steffens: Wenn es mir möglich ist, werde ich - wie
beim letzten Mal auch - diesmal gegen unnötige
Transporte nach Ahaus vor Ort demonstrieren.
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