01.12.2001



Interview mit Rüdiger Sagel

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taz

*   "Noch Platz in der Partei"
Von Pascal Beucker

Der NRW-Grüne Rüdiger Sagel sagt weiter Nein zum Krieg, aber Ja zu den Grünen und bestreitet, in Rostock mit dem Ende von Rot-Grün in NRW gedroht zu haben.

Herr Sagel, in NRW sind wegen der deutschen Kriegsbeteiligung bereits 300 Grüne ausgetreten. Wann treten Sie aus?

Rüdiger Sagel: Ich beabsichtige nicht, auszutreten. Solange ich meine kriegskritische und pazifistische Position in den Grünen immer noch sehr deutlich machen kann und das auch akzeptiert wird, sehe ich auch weiterhin meinen Platz in der Partei.

Wie kommt es, dass sich trotzdem hartnäckig Gerüchte halten, Sie und weitere Abgeordnete der NRW-Landtagsfraktion planten ihren Ausstieg?

Rüdiger Sagel: Das hat seinen Ursprung in Rostock. Als auf dem Parteitag nur noch die beiden Anträge zur Abstimmung standen, die sich für den Kriegseinsatz aussprachen, wurde von interessierter Seite das Gerücht lanciert, vier grüne NRW-Abgeordnete, unter anderem ich, würden aus der Fraktion austreten und damit die rot-grüne Koalition in NRW zum Platzen bringen, falls der weiter gehende Antrag von Fücks, Cohn-Bendit und anderen durchkäme. Aber das war nicht richtig. Wir haben so etwas nie beabsichtigt und auch nicht damit gedroht. Es gab offensichtlich Interessen, dass der Bundesvorstandsantrag eine Mehrheit findet.

Erschreckt es Sie nicht, dass es solcher Tricks bedarf, damit nur die moderatere Variante der Kriegsbefürwortung beschlossen wird?

Rüdiger Sagel: Doch, das tut es. Wir sind gegen unseren Willen instrumentalisiert worden. Ich war gegen beide Anträge, ich bin gegen die deutsche Kriegsbeteiligung. Für diese Position werde ich mich weiter engagieren - auch innerhalb der Grünen.

Morgen treffen sich in Duisburg die Linken der NRW-Grünen. Glauben Sie, dass Ihre Haltung dort mehrheitsfähig ist?

Rüdiger Sagel: Natürlich müssen wir über die Konsequenzen diskutieren, die dieser Parteitag hat, und überlegen, welche Handlungsmöglichkeiten wir in der Partei künftig noch haben werden. Es gibt sicher einige, die persönliche Konsequenzen ziehen werden. Aber ich bin überzeugt, dass der übergroße Teil der linken Grünen wie ich in der Partei bleiben wird. Es gibt immer noch gute Gründe, pragmatische grüne Politik zu machen. Trotz alledem.


z u r  p e r s o n

Rüdiger Sagel (46) gehört zum linken Flügel der Grünen in NRW und ist wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion. Der Diplomingenieur begründete auf dem Rostocker Parteitag einen der sieben Anträge, die sich gegen eine deutsche Kriegsbeteiligung aussprachen.


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