Die Zahl derer in der WASG, die endlich politisch
aktiv sein wollen, wächst, freut sich Ulrich Maurer.
Herr Maurer,
die Vorschläge zur Vereinigung von WASG und Linkspartei sind
auf dem Parteitag reibungslos durchgegangen. Sind Sie
überrascht, dass es für die Realos so einfach war?
Ulrich Maurer: Da
war ich schon vor unserem Parteitag sehr optimistisch. Die eigentliche
Auseinandersetzung, ob wir eine gemeinsame Partei haben wollen, hatte
ja schon auf unserem letzten Parteitag im April stattgefunden. Jetzt
hat sich gezeigt, dass diese Mehrheit stabil ist.
Wie
gefällt Ihnen denn die Vokabel "Realos"?
Ulrich
Maurer: Die gefällt mir nicht.
Sie erinnert mich an die Grünen. Bei den Grünen sind
die Realos die Neoliberalen. Bei uns gibt es keine Neoliberalen.
Trotzdem
will die WASG den rot-roten Koalitionsvertrag in Berlin nicht mittragen
und fordert die PDS zu Nachverhandlungen auf. Wird das zum Problem?
Ulrich
Maurer: Wir geben den Kollegen von der
PDS nur einen schwesterlichen Rat. Und wir sind noch nicht eine Partei.
Wenn wir mal eine Partei sind, wird es Aufgabe von Bundesparteitagen
sein, so etwas zu bewerten. Diese Zeit kann ich kaum erwarten.
Wird
denn Ihr schwesterlicher Rat noch gehört, wenn Sie in der
neuen Partei in der Minderheit sind?
Ulrich
Maurer: Der
Delegiertenschlüssel und die Regularien für
Vorstandswahlen stellen sicher, dass hier niemand von niemandem
übernommen werden kann. Ich erwarte, dass es in der Zukunft
stabile Mehrheiten für den Kurs geben wird, den Oskar
Lafontaine hier gestern vorgezeichnet hat. Wir sind dann eine normale
Partei, in der es bestimmt auch einen rechten Flügel geben
wird. Aber die Mehrheitslinie der neuen Linken wird klar sein:
für soziale Gerechtigkeit, gegen Krieg und gegen
Privatisierungen.
Wie
geht es jetzt weiter, bis die Vereinigung der beiden Parteien
vollbracht ist?
Ulrich
Maurer: Wir müssen noch eine
Zweidrittelmehrheit gewinnen für den nächsten
Parteitag, der parallel zur Linkspartei tagen wird, und
anschließend die Bestätigung in einer Urabstimmung
bekommen. Da bin ich sehr optimistisch. Die Zahl derer, die statt
Satzungsdebatten wieder politische Aktionen haben wollen,
wächst von Tag zu Tag.
z u r p e r s o n
ULRICH MAURER, 57, ist seit Oktober 2005
der parlamentarische Geschäftsführer der
Linksfraktion im Bundestag.
|